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Sterben für Steuern

Vorm Eintritt größ’rer Geistesreife
hat sich das Mannsbild nichts gedacht
und aus der würz’gen Tabakspfeife
genüsslich seinen Zug gemacht.

Den hat er dann auch beibehalten
in ziemlich ungetrübter Lust,
als in ein feines Blättchen falten
das Zeug er eines Tages musst.

Doch mählich kam die Zigarette
bei vielen Menschen in Verruf,
weil sie (nicht nur geraucht als Kette)
für Leib und Lunge Unheil schuf.

Das kann man gar in Zahlen fassen:
Gut hunderttausend Jahr für Jahr
in Deutschland nur ihr Leben lassen,
weil Nikotin im Spiele war.

Da schrillten die Alarmsignale
selbst bei der trägen Politik,
und die beschloss mit einem Male:
Das Wohl der Bürger überwieg!

Und das sogar in vielen Staaten,
die es beschworn mit heil’gem Eid,
Konsum und Werbung abzuraten,
dass weitre Opfer man vermeid.

Die haben ihn auch eingehalten.
Allein seit Jahren schon blockiert
die Spitze unsrer Staatsgewalten,
dass als Gesetz man‘s formuliert.

Grad die Partei der reichen Spenden,
die ungeziert sich christlich nennt,
hat nichts dagegen einzuwenden,
wenn weiterhin die Lulle brennt.

Und so gestatten diese „Frommen“,
von Skrupeln offensichtlich frei,
dass weiterhin zustande kommen
Plakate für die Qualmerei.

Die aber, weiß man sicher heute,
verfehlen ihre Wirkung nicht
und machen grade junge Leute
auf dieses Teufelskraut erpicht.

So die Erkenntnis der Gelehrten.
Dagegensteuern täte not.
Doch sitzen die Politgefährten
nicht mit dem Volk in einem Boot.

Sie halten es mit den Konzernen
und lassen ihnen freien Lauf,
geht auch von jenen Subalternen
‘ne ganze Menge dabei drauf.

Und finden es durchaus nicht sündig,
dass mit der Sucht man Kohle macht:
Der Bürger ist ja schließlich mündig
und gibt schon selber auf sich acht!

Indessen lässt sich leicht durchschauen,
was hinter dieser Losung steckt:
Der Bürger soll auf Gott vertrauen,
dem Staat ist gleich, ob er verreckt.

Der will nicht, dass die Steuerquelle,
die aus dem blauen Dunst entspringt,
vielleicht mit weniger Gefälle
dem Fiskus in der Kasse klingt.

Bedeutet: Nicht nur schuldig bleiben,
wozu man sich verpflichtet hat,
nein, auch noch schändlich hintertreiben
des Bürgers Wohl und Wehe glatt.

Der aber kann sich damit trösten,
dass die kaputte Lunge reicht,
damit den Helden er, den größten,
auf ‘ne makabre Weise gleicht.

Man stirbt nicht auf dem Feld der Ehre,
die blanke Waffe in der Hand –
man stirbt am Gifte und am Teere
den Steuertod fürs Vaterland.

Dunkle Rauchzeichen

Dunkle RauchzeichenEs ist den Leuten nicht entgangen,
die weise unser Land regiern,
dass viele Menschen sich verfangen
in Dünsten, die sich schwer verliern.

Und dass die blässlich blauen Schwaden,
die rhythmisch deren Mund entfliehn,
den inneren Organen schaden
mit Giften wie dem Nikotin.

Beflissen sie auch hier verpfänden
ihr Wort für Wohl und Sicherheit –
zumal ja, Schaden abzuwenden
vom Volk, verpflichtet durch den Eid!

Wie ernst sie diese Sache nehmen,
rein menschlich schon und qua Mandat,
erkennt man – wie bei andern Themen –
ganz beispielhaft durch ihre Tat.

Mit Eifer fing man an zu streiten
gegen dies tödliche Toxin!
Ihr Kampf füllt tausende von Seiten
in Brüssel, Straßburg und Berlin.

Dass es kein Ruhen gab und Rasten,
ist ebenso protokolliert,
wie dass bis aufs Diätenfasten
man jede Lösung diskutiert.

Die Menschen sterben wie die Fliegen,
weil man die Lulle ihnen lässt.
Doch wie ein Gegenmittel kriegen,
das auch politisch wasserfest?

Man sollt es nicht für möglich halten –
der Durchbruch kam dann über Nacht.
Das schaffen nur die Staatsgewalten,
so raffiniert war das gemacht!

Man schob die lästigen Probleme
zurück dem Bürger in den Hals:
Dass er nur schön in Acht sich nehme,
weil Exitus droh andernfalls!

Mit Inschrift und ‘nem Trauerrande
verziert man nun die Schachtelgruft.
Am Grabe greint die Heuchlerbande
und freut sich der verschafften Luft.