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Notturno

NotturnoWie immer kam hereingekrochen
auf Spinnenfüßen ohne Laut
und ungesehen, ungerochen
des Tages schwarzvermummte Braut.

Im Freien hockt sie unter Sternen
und stumm und regungslos verharrt
und hält in Händen die Laternen
wie Kerzen, die zu Stahl erstarrt.

Die Nacht lässt sich jetzt früher blicken,
als sie im Sommer es gewohnt,
lauscht schon um acht, halb neun dem Ticken
der Uhr, die überm Kühlschrank thront.

Und schickt vertraulich ihre Schatten
ringsum in jeden Winkel rein,
wobei mir allerdings zustatten
das Lämpchen kommt mit seinem Schein.

Das lässt sich niemals unterkriegen
trotz seiner zierlichen Statur
und streut getreulich und gediegen
die Lichtpartikeln bis zum Flur.

Dem Blatt verbleibt genügend Helle,
dass Hand und Auge sich verstehn
und auf dem Weg zur Musenquelle
nicht fälschlich auseinander gehn.

Im Dämmer dieser stillen Stunde
sitzt ewig brütend der Poet
und ringt sich aus dem Herzensgrunde
sein heidnisch-frommes Nachtgebet.