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Verborgene Schätze

ErmutigungWas sollte, Hellas, dir denn fehlen?
Warum misstraust du deiner Kraft?
Wenn Blinde die Talente zählen,
was Wunder, wenn ‘ne Lücke klafft!

Ist nicht dein Reichtum ohne Grenzen
schon in der frei’n Natur allein?
Kann Andros nicht mit Bächen glänzen,
die bis zum Rand gefüllt mit Wein?

Führt nicht der Paktolos am Grunde
seit ew’gen Zeiten schon das Gold,
das, wuchernd ihm an Hand und Munde,
ein Midas nicht mal mehr gewollt?

Und hast du nicht in kühnem Zuge
die fernen Widder einst geraubt
und aus der Vliese feinster Fuge
das glitzernde Metall geklaubt?

Steht dir nicht Plutos zu Gebote,
der dir sein Füllhorn nicht verwehrt
und, Gott aus echtem Korn und Schrote,
die Schätze deiner Scheuern mehrt?

Gab Zeus, der schönen Liebe wegen,
nicht seinem Herzen einen Stoß
und senkte sich als goldner Regen
in Danaes verschämten Schoß?

Ach, höre nicht auf die Banausen,
die dir mit nackter Armut drohn –
nie wirst in einem Fass du hausen
als deiner letzten Weisheit Lohn!

Was reichlich du an ihr besessen
verschriest du nicht für Gut und Geld,
doch notfalls (Thales und die Pressen!)
hast ihren Wert du klargestellt.

Und heute wagen dich zu schmähen
die Pfennigfuchser ungestört,
die nur den eignen Nabel sehen,
weil sie von Delphi nie gehört!

Geh feiern, lass die Puppen tanzen!
Den Sauertöpfen Spott und Hohn!
Für Hellas sprechen die Bilanzen,
für Hellas vier Millennien schon!

Glücksschmiede

GlücksschmiedeDer nimmt den Hammer in die Pranke
und drischt auf eine Mauer ein,
dass unterm Trommelschlag sie wanke,
bis er zerbricht, der Ziegelstein.

Und der vergreift sich an der Schere
und stutzt der Leute Federkleid,
dass er des Schopfes Wildwuchs wehre
mit seiner Fingerfertigkeit.

Ein andrer, der mehr wortbeflissen
und Weisheit aus Folianten rafft,
verteilt in hirngerechten Bissen
dieselbe an die Schülerschaft.

Auch gilt es den hier zu erwähnen,
der auf Gesetze sich versteht
und, sie von Fall zu Fall zu dehnen,
Klienten kundig rechtsberät.

Vier Strophen nun und vier Personen
auf einen Nenner hier gebracht,
weil durch die Bank sie sich nicht schonen
und eifrig ihren Job gemacht!

Von wem und was indes getrieben?
Wo fand der Hammer sein Motiv?
Wo dieser Bursche, der gerieben
Adepten ans Katheder rief?

Es ist der Ehrgeiz, der die Leute
so eisern bei der Stange hält,
die stete Aussicht auf die Beute,
die nur vom Baum des Fleißes fällt.

Und so verdrehen und verrenken
sie alle sich auf ihre Art,
den Paktolos auf sich zu lenken,
der Gold in seinem Bett bewahrt.

Dem Mammon Treue sie erweisen
im Vierundzwanzig-Stunden-Kult:
Ein einziges Gebet von Preisen,
von Pflichten, Auslobung und Schuld.

Da hat es doch der Dichter leichter,
dem seine Kunst nie Früchte trug,
und ob sie tiefer oder seichter,
an seinen Versen schon genug.