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Im Stau

Im StauDie Lebensmittel, grad erstanden
am angestammten Einkaufsort,
wie üblich erst einmal verschwanden
im Kofferraum für den Transport.

Dann kletterten wir in die Kiste
und nahmen unsre Sitze ein,
um auf der altvertrauten Piste
ruckzuck gleich wieder heim zu sein.

Doch nur ein paar Minuten später
war’s aus mit der beschwingten Fahrt,
weil eine Schlange, Kilometer!,
sich plötzlich vor uns offenbart.

Da hieß es in die Eisen steigen,
dass man ihr auf den Schwanz nicht trat,
und ungewollt sich vorwärts neigen
so à la Bodenakrobat.

Ist grade noch mal gutgegangen,
zwei Zentimeter weiter und…
Dafür in diesem Stau gefangen,
der kaum ein besserer Befund!

Wir hatten aber keine Eile
und waren mäßig nur frustriert.
Geplaudert und aus Langeweile
die Staugenossen inspiziert!

Ein Musterbuch der Automarken
war aufgeschlagen ringsherum –
mit großen, kleinen, schwachen, starken,
mit Mittelmaß und Premium.

Und wie es üblich in `nem Buche,
wo sich ein Bild ja nicht bewegt,
schien’s, dass gebannt von einem Fluche
das Blech hier feste Wurzeln schlägt.

Mercedes standen da und Porsche,
der Tiguan und der Touareg,
der ganze Nobelclub, der forsche,
hier lahmgelegt an einem Fleck.

Doch dann ist Leben reingekommen.
Man hat sich schließlich Luft verschafft
und wieder Tempo aufgenommen
nach seiner Pferde Leistungskraft.

Der Eitelkeit die Zügel schossen,
je mehr der Tacho hochgeschnellt,
und rasch war zwischen Boys und Bossen
der Abstand wiederhergestellt.

Die Stockung aber stimmt mich heiter,
weil blind sie für den Status ist:
Der dickste Schlitten kommt nicht weiter,
wenn noch so viel er Super frisst!

Kabinettstückchen

KabinettstückchenIch hörte neulich da was läuten,
dass es uns merk(e)lich besser geht,
doch will ich dieses besser deuten,
weil es sich nicht von selbst versteht.

Es stimmt: Die Steuern sind gesunken
und goldner wurde mancher Schatz –
doch nicht um einen müden Funken
beim Volk: allein beim Spitzensatz.

Auch wahr: Wer Zahlungen versäumte,
die an den Staat zu leisten sind,
der bleibt fast straflos – falls er räumte
sein Geld in einen Auslandsspind.

Auch ist nicht von der Hand zu weisen:
Not findet immer mehr Gehör.
Doch jene nur in Bänkerkreisen,
vorzüglich für den Bankrotteur.

Und, klar, wünscht jeder Volksgenosse,
dass wen’ger Regulierung sei.
Erfüllt. Zumindest für die Bosse –
als Freibrief für mehr Schinderei.

Die Folgen, die sich draus ergeben:
Fast jeder hat jetzt Lohn und Brot.
Und reichen diese nicht zum Leben,
tut es der Zweitjob doch zur Not.

Zum nächsten wicht’gen Punkt, dem Wohnen:
Auch hier wurd fleißig reformiert.
Int’ressen sind noch mehr zu schonen –
des Wirts, der nach mehr Miete giert.

Nun, die Erfolge dieser Jahre
sind nicht nur so dahergesagt:
Statistik fasst in zahlenklare
Beweise sie, die hinterfragt.

Die Mittelschicht hat bluten müssen,
und abwärts ging die Reise meist,
um ihm den Hintern jetzt zu küssen,
dem Teufel, der „Bedürftig“ heißt.

Die Reichen trafen’s umso besser.
Dem zweiten Porsche folgt der Jet.
Langusten, Hummer, goldne Messer.
Da hungert sich kein Kind zu Bett.

Im bundesweiten Umverteilen
geht merk(e)lich vor man mit Bedacht:
Die schlimmsten Wirtschaftswunden heilen
lässt die man, die sie beigebracht.

So kann man’s Volk legal berauben –
das dabei auch noch stille hält:
Es schenkt dem Lügenmärchen Glauben,
gerecht sei unsre Arbeitswelt.

Und wer so blöd ist, nicht zu merken,
wie man ihn schamlos hintergeht,
wie soll der bei der Wahl nicht stärken
die Kraft, die ihm den Hals umdreht?

Ach, unsre pfiff’gen C-Parteien
erfanden diesen Teufelskreis:
Je wen’ger Bildung für die Laien,
desto mehr Ja für ihren Scheiß.

Ihr Motto: „Friede den Palästen,
den Hütten Krieg!“ Mit einem Wort:
den Unternehmer weiter mästen,
der Arme helf sich selber fort!

Wann nimmt das Volk, damit’s gedeihe,
des Wahlscheins Hammer in die Hand,
dass es mit einem Schlag befreie
dies merk(e)lich Ungelobte Land?