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Mensch h. c.

Mensch h. c.Der hat auf der Visitenkarte,
erläuternd unterm Namenszug,
ein Dipl.-Ing., gleich welcher Sparte,
als Synonym für neunmalklug.

Ein andrer kann sich sogar schmücken
mit einem Doktor phil., jur., med.
und dadurch die Bewundrung pflücken
fürn Geist der Universität.

Steht gar „Professor“ vor dem Namen,
spielt Ehrfurcht sicherlich schon mit:
Entzücken bei den „Büldungs“-Damen,
Beklemmung bei Hauptschüler Schmidt.

„Direktor“ ist ‘ne Variante,
mit der man seiner Macht sich rühmt:
Der Wirtschaftsgötter Abgesandte,
geschäftig, gierig, unverblümt.

Der Adel, den von andern Leuten
ein kleines „von“ allein noch trennt,
benutzt es gern, um zu bedeuten,
dass seine Wirkung er wohl kennt.

Ja, könnten tote Kirchenfürsten
sich solcherart noch präsentiern,
sie würden sicher danach dürsten,
mit „heilig“ ihren Wisch zu ziern.

Die Leute wollen Eindruck schinden
und holn die Titelkeule raus.
Ich kann daran nichts Schlimmes finden –
sagt es doch viel über sie aus!

Der Herr Professor

Der Herr ProfessorIn sein Gehäuse eingesponnen
von Hypothesen und Ideen,
sieht den Professor man versonnen
gewöhnlich seiner Wege gehn.

Doch das, was wir Zerstreutheit schelten,
die sich im Blau des Hirns verliert,
muss wohl als Weltverständnis gelten,
das auf den Punkt sich konzentriert.

Da andre nur an Dingen haften,
die äußerlich und momentan,
fühlt er als Mann der Wissenschaften
den Phänomenen auf den Zahn.

Kein Wunder, geht ihm öfter flöten
der Sinn fürs Alltagstrallala:
Was kümmern Kohle ihn und Kröten?
Die Kurse sind ihm Hekuba.

Denn Macht und Mammon nachzujagen,
wie’s alle Welt mit Eifer tut,
erfüllt ihn eh’r mit Unbehagen,
da höhre Ziele er im Blut.

Dass er das Loch mal flicken müsste,
das fransig sich durchs Futter frisst –
was hülf es, wenn er’s selber wüsste –
wo Eitelkeit sein Ding nicht ist?

Ja, nennt ihn schrullig und verschroben:
Das ist es, was die Erde braucht.
Kein Macher mit ‘nem Push nach oben.
Ein kühler Kopf, der ständig raucht.