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Über Fischen

Über FischenFrühmorgens gehn sie auf die Reise
und dampfen in ihr Fanggebiet,
wo immer noch auf Petri Weise
man Maschen durch die Fluten zieht.

Da kreisen sie denn Stund um Stunde
in eng begrenzter Region
und bergen ihre feuchten Funde
fürn ungewissen Tageslohn.

Dann heißt’s schon in die Hände nehmen
den Kiel am späten Nachmittag,
damit sie nicht verspätet kämen
zu des Versteig’rers Hammerschlag.

Der fällt hier in der Hafenhalle
unweigerlich Punkt 18 Uhr –
indessen nicht für Krill und Qualle,
für Seehecht und Sardine nur.

Wenn sie dann schon vorm Bierchen hocken,
um durchzuhecheln ihren Fang,
machen sich andre auf die Socken
und stillen nachts ihrn Beutedrang.

Die geistern lockend dann als Lichter
in diesem Sott von Nacht und Meer,
mal draußen weiter und mal dichter,
doch immer lautlos hin und her.

Eintrudeln morgens, wenn die andern
die Lider grad vom Schlaf befrein –
sofort zum Auktionator wandern,
weil Käufer schon nach Ware schrein.

Da Fischer ständig ihn bejagen,
erholt sich nie ihr Lebensquell.
Die Brut wird ihm davongetragen
in Einkaufsnetzen XXL.

Na und, wird mancher vielleicht höhnen,
beschwert sich wer aus diesem Kreis? –
Zumindest hör ich nächtlich stöhnen
die Welln, die Winde – ach, wer weiß!

 

Forscherdrang

ForscherdrangTief unten in den tiefsten Tiefen,
in ewig sternenloser Nacht,
wo Arten ihren Tod verschliefen,
wird endlich Inventur gemacht.

Was da an Quallen und Kalmaren,
an Hummern etwa haust und Krill
und andren Wunderexemplaren,
die Wissenschaft nun wissen will.

Die Wesen, die so gut verborgen
in maritimer Dunkelheit,
und Tage leben ohne Morgen
und Abend ohne Ziel und Zeit

Man lockt sie listig mit Attrappen,
die äußerst sinnreich konstruiert,
und wenn sie gierig danach schnappen:
Ein Klick, und schon fotografiert!

So hat die scheusten Meerestiere,
die teils aus Sagen nur bekannt,
man aufgestöbert im Reviere
und („Oma, guck!“) auf Film gebannt.

Sensationell! Die Forscher hüpfen
vor Freude über ihren Fund!
Sie meinen’s gut und dabei knüpfen
sie mit den „Jägern“ einen Bund.

Was wird zur Beute nicht, zur Ware,
so wie man es vom Festland kennt?
Erst kommen Priester, Missionare,
dann kommt, o Gott, der Produzent!