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Falscher Glanz

Geh bis zum Hals in Sack und Asche,
zerknirscht ich und im Büßerkleid,
wenn, Scheidemünzen in der Tasche,
ich einmal übern Jordan schreit?

Nie hab auf gutem Fuß gestanden
mit Pluto ich, dem Geber-Gott,
des Pfoten immer Nieten fanden,
griff er für mich in seinen Pott.

Woher die Knete also kriegen,
um mir Paläste zu erbaun,
die, so unnahbar wie verschwiegen,
geschützt von ‘nem Elektrozaun?

Nicht einmal für ‘ne Nummer kleiner,
‘ne Villa reichte mein Salär,
damit zumindest etwas feiner
als Hinz und Kunz behaust ich wär.

Ja, selbst ein Häuschen wo im Grünen,
‘ne hübsche Hecke ringsherum,
versagte sich dem Wunsch, dem kühnen,
weil – nun, ich sagte schon, warum.

Zur Miete musst ich also wohnen
in einem Stadt-Etagenhaus,
ein Malepartus für Millionen
knapp oberhalb des Plattenbaus.

Und ähnlich ist es auch gelaufen
bei jedem anderen Bedarf –
wenn es mir einfiel, was zu kaufen,
dann kalkulieren erst mal scharf!

Mein Leben einmal überschlagen –
nichts, was gewöhnlich Eindruck macht,
so dass die Leute von mir sagen:
Der Bursche hat’s zu was gebracht!

Doch wenn man nur mit goldner Elle
des Schicksals weite Spanne misst,
wo bleiben dann die tausend Fälle,
für die sie zu gediegen ist?

Sind denn nicht auch des Geistes Gaben
der Achtung und der Ehren wert,
wenn etwa sie poetisch traben
auf Pegasus, dem Musenpferd?

Das wird wohl niemand mir verneinen –
doch mit dem Vorbehalt zumeist:
Wenn auch in Münzen und in Scheinen
der Gaul als trächtig sich erweist.

Da bin ich in den Arsch gekniffen –
kein Schwein wird heut von Lyrik satt,
da man nach anderen Begriffen
sein Weltbild sich gezimmert hat.

Im Pantheon der Geistheroen
ist somit auch kein Plätzchen frei,
und für den Eintritt hab, den hohen,
ich den Nobelpreis nicht dabei.

Wird man denn wenigstens mir danken,
dass redlich ich, gesetzestreu,
und ohne nur einmal zu wanken
seit je die krummen Wege scheu?

Ach, Hoffnung eines alten Narren,
der gegen Mühlenflügel ficht!
Die heut nur so vor Reichtum starren
fragt man nach weißer Weste nicht!

Scheint mir ein Brauch, der nachgeblieben
noch aus der Kirche Tyrannei –
das Erbe, sterbend ihr verschrieben,
sprach jeden Schuft von Sünde frei.

Geld, Ehre, Macht, am besten alle,
vereint in einer einz’gen Hand,
schon ziehst du in die Ruhmeshalle
der Größten ein im Vaterland.

Das ist (verschließt euch, Gaußsche Ohren!)
‘ne Größe, die nicht variiert –
sie hängt an diesen drei Faktoren
so wie mit Tischlerleim fixiert.

Vor dieser Trias mich verbeugen?
Da seh ich nichts als Eitelkeit,
gewalt’ge Blasen zu erzeugen,
die platzen mit der Lebenszeit.

Kein Mensch kann übern Schatten springen,
den die Natur ihm angehängt.
Ich freue mich, mein Lied zu singen –
dem Vogel gleich, der Grillen fängt.

Reichlich arm

Reichlich armDer Reiche: bestens angesehen
bei jedermann landauf, landab,
weil, was wir alle uns erflehen,
ihm niemals die Dukaten knapp

Und er von allen Lebenszielen
(sofern man flüchtig nur vergleicht)
nach Meinung wenigstens der vielen
das höchste zweifellos erreicht.

Wie das? Würd jeder nicht beschwören,
es käm nicht an auf Prunk und Pracht,
und möge dir die Welt gehören,
dass Geld allein nicht glücklich macht?

Und preist nicht auch die Christenlehre
die Armut als das höh’re Gut,
damit man den Erlöser ehre,
dem nichts zu eigen als sein Blut?

Wie wolln wir eine Welt erbauen,
die besser als die heut’ge ist,
solang wir durch ‘ne Brille schauen,
die nur den Eigennutz bemisst?

Da können noch so viel wir ringen,
am Ende siegt die Tiernatur,
dieselbe zu Verstand zu bringen
wär wie des Kreises Quadratur.

Lässt man der Gier die Zügel schießen,
hält ein System man nur in Schuss,
dass Wen’ge Überfluss genießen,
die Mehrheit aber darben muss.

Pervers nur ist, dass sich Parteien,
die diesen Zustand zementiern,
nach außen hin dem Volkswohl weihen,
indem sie mit ‘nem C sich ziern!

Womit sie sich doch nahtlos fügen
in eine Kirchentradition,
wie sie mit Heucheln und mit Lügen
schon immer sprach der Lehre Hohn.

Solln Hass wir drum im Herzen tragen?
Nein, Mitleid für den Reichen bloß.
Ist denn nicht er grad zu beklagen,
dass auch sein Hemd einst taschenlos?