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Themawechsel

ThemawechselVergiss mir, Wordsworth, die Narzissen,
kein Schwein steht heut auf Blumen noch,
der Blütenflor ist längst zerrissen,
an dem dein Leser gerne roch.

Vergiss mir, guter Burns, die Nager,
die gern in Küchen mausen gehn,
zu deiner Zeit noch Kassenschlager,
jetzt Katzenfraß, nicht auszustehn.

Vergiss mir, Rilke, deinen Panther:
Geschmeidigkeit und Stärke pur –
das Image stahl ihm sein Verwandter,
‘ne rosa Leinwand-Witzfigur.

Wollt ihr als Dichter heut bestehen,
vergesst das Tier- und Pflanzenreich,
da völlig andre Winde wehen.
Geduld, Herr Burns, ich klär es gleich!

Zunächst: Kaum jemand mag noch lesen,
sich auf Geschriebnes konzentriern.
Das Buch – ein unbekanntes Wesen,
Fossil, so hölzern und papiern.

Man schätzt vielmehr das Visuelle,
die bunten Bilder, vorgekaut
und fliehend mit Gedankenschnelle,
dass schneller, als man denkt, man schaut.

Und was man braucht, um abzuschalten (!),
sind Action, Spannung und was schockt,
indes man selbst mit Händefalten
betulich auf dem Sofa hockt.

An Lastern und an Gräueltaten
sieht sich der brave Bürger satt,
dass, permanent in Blut zu waten,
er stets sein Quäntchen Leichen hat.

Experten fragen, neunmalkluge,
sich schon (wie viele Seher blind!),
ob nach des Bildschirms Siegeszuge
Gedichte denn noch möglich sind.

Da sag ich nur: Was solln die Flausen?
Das Wort hat immer noch Gewicht.
Nur muss es oft im Schatten hausen –
verdunkelt, doch nicht ohne Licht!