Wie sie sich gleichen bis aufs Härchen –
Programme je nach Jahreszeit:
Zu Weihnachten die schönsten Märchen
den lieben langen Bildschirm breit!
Schneewittchen permanent im Bilde,
Rapunzel mit dem dicken Zopf,
der Rübezahl genannte Wilde
und Fallada, der Pferdekopf.
Auch Aschenputtel darf nicht fehlen,
der Veteran vom „Blauen Licht“,
das Schneiderlein, dem `s Fliegenzählen
ein heldenhaftes Los verspricht.
Es wimmelt nur so von Gestalten,
die man geprügelt und gehetzt
und die doch durch des Schicksals Walten
ihr Schnäppchen machen noch zuletzt.
Da geht es mit natürl’chen Dingen
bekanntermaßen wenig zu –
mit Fröschen, die auf Küsse dringen,
mit Blut im falschen Frauenschuh.
Mit Bärn, die sich als Prinz entpuppen,
und Raben, die verwunschen sind,
mit Zwergen, einzeln und in Gruppen,
und Läufern, schneller als der Wind.
Die Wunder geben sich die Klinke
da sozusagen in die Hand,
dass man als Kind schon – winke, winke –
sie ungemein sympathisch fand.
Da kann das größte selbst von diesen,
das Weihnachtswunder nicht verwirrn –
ein Klacks dagegen das von Riesen
und Täubchen, die um Linsen girrn.
Ein Knäblein, das im Stall geboren,
weil Gott ihm kein Hotel gebucht,
und, Ochs und Esel um die Ohren,
von Majestäten doch besucht!
Und dieser Gott, der schon beim Werden
dem Sprössling nur die Scheune ließ,
nahm rüde ihn dann auch von Erden
mit Geißel, Kreuzigung und Spieß!
Ein Kindesmord von höchster Stelle,
dem alle Welt Hosianna singt,
weil er nach offizieller Quelle
den Billigern Erlösung bringt.
Nicht wahr und auch nicht gut erfunden,
doch tief ins Herz uns eingesät
mit frühen Katechismus-Stunden
und kuscheligem Nachtgebet.
Als Märchen halte ich`s in Ehren,
der Sprache wegen schon allein –
um wie viel mehr, könnt es mich lehren,
wie Wasser wandelt man in Wein!