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Nicht gut drauf

Nicht gut draufAch, alle naslang muss ich schniefen,
es hat mich leider voll erwischt.
Ob eher wohl die Nüstern triefen,
wenn sich ins Spiel das Alter mischt?

Sonst hatt’ ich damit nie Malesche,
seit Jahren gibt der Zinken Ruh,
dass ich mein Schnupftuch in die Wäsche
zur Pflege nur der Frische tu.

Und hätt’ ich das geringste Zeichen,
dass da was brütet, nur bemerkt,
ein Vitaminchen ohnegleichen
hätt’ bombensicher mich gestärkt.

Jetzt hock ich hier bei schönstem Wetter
und putz und putz mich rot und wund.
Mich nervt des Vogelvolks Geschmetter!
Na, das scheint wenigstens gesund.

Passanten auf der Gasse johlen –
sind offensichtlich blendend drauf.
Der Teufel soll sie alle holen,
nein, heiße ihre Nase: Lauf!

Ach, sehn erst die gefärbte Spitze
Kollegen nächstens im Büro,
hör lebhaft ich schon jetzt die Witze
von Säufernasen oder so!

Wer niesen muss und Schleim ausscheiden,
Geduld in seine Seele tank.
Unsäglich muss er Wochen leiden
und gilt nicht mal als richtig krank.

Niesbrauch, Nieswurz und Nieselregen
selbst mein Gehirn schon fantasiert
und wirkt der Aussicht krass entgegen,
dass dieser Spuk sich rasch verliert.

Ob mit des Glaubens Kraft versehen
ich schnellrer Heilung würde froh?
Doch wer ist, Beistand zu erflehen,
der Schutzpatron für HNO?

Auf einen ird’schen Arzt zu pochen
wär sinnlos, weil’s bekanntlich heißt:
Mit braucht so’n Schnüpfelchen zwei Wochen
und ohne vierzehn Tage meist.

Ich muss auf Biegen und auf Brechen
allein durch diese Foltertour –
Indianer kennen keine Schwächen,
„Zähne zusammen!“ reicht als Kur.

Doch wenn die Sache ausgestanden
und dieser Albtraum jäh vorbei –
wann wird den nächsten Coup er landen,
wer immer Herr der Viren sei?

Gewiss hat er dafür ’nen Riecher,
wann reif ich bin fürs Taschentuch,
und schickt die unsichtbaren Viecher
entsprechend pünktlich zu Besuch.

Doch was zerwühl ich mir den Brägen
und grüble was die Birne hält?
An solcherart von Schicksalsschlägen
zerbricht nicht gleich die ganze Welt.

Man muss nicht unters Schlachtermesser,
krepiert nicht wie das liebe Vieh,
ja, fühlt gebessert sich gar besser
als je zuvor. Na denn Hatschi!

Lästiger Gast

lästiger gastVor einer Woche ist er aufgekreuzt,
bezog im Oberstübchen sein Quartier.
Seitdem hab ich mich tausendmal geschnäuzt,
den Müll bekränzt mit fleckigem Papier.

Er gilt mir zwar als unwillkommner Gast,
doch werd ich ihn nicht ohne Weitres los.
Was hab ich ihm für Sächelchen verpasst –
doch leider schert er sich darum nicht groß!

Ich aber wurd zum wahren Jammerbild:
Im stolzen Haupte haust die nackte Not.
Es hämmert drin, dass mir der Schädel schwillt,
die Augen rändert trübe trocknes Rot.

Und meine Kehle, der sich schön entringt
so mancher Laut, dem Ausdruck ich verleih,
wie eine Kräh im Feld des Herbstes singt
und hebt und senkt wie Nebel sich dabei.

Erwehr mit Schweigen ich mich dieses Leids,
das Stimme mir und Stimmung gleich vergällt,
befällt es ab und zu ein Hustenreiz,
der wütend wie ein Straßenköter bellt.

Nun, diese Sorte Gäste kenn ich schon:
Dass sie nicht ewig bleiben ist mein Trost.
Auch meinen hält`s nicht mehr bei dem Patron –
noch ein, zwei Tage wohl. Na, denn mal prost!

Kleine Ausnahme

Kleine AusnahmeVon einem guten Geist geborgen!
Mich wiegen Wellen in den Schlaf
und Sonne weckt mich jeden Morgen,
sobald ihr Kuss mein Auge traf.

Tags ist der Himmel blau gestrichen
perfekt und ohne Wolkenweiß;
und kommt der Dämmer angeschlichen,
ergraut er allenthalben leis.

Nachts punktet er mit tausend Sternen,
die übers Firmament gesät,
so wie ein Schimmer in Kavernen,
der Gold in ihre Decke näht.

Der Wind weilt häufig in den Kalmen
und legt sich zum Verpusten flach.
Dann spenden Kühle mir die Palmen
mit ihrem breiten Blätterdach.

Geht mir die Hitze an die Nieren
und taucht das Hemd in Feuchtigkeit –
warum denn die Geduld verlieren:
Das Windrad steht ja griffbereit.

So ist für alle Wechselfälle,
die die Natur hier produziert,
ein Mittelchen geschwind zur Stelle,
das Wohlbehagen garantiert.

Nur dieser Schnupfen, der seit heute
mein Nasenloch in Atem hält,
ist, wenn die Zeichen recht ich deute,
dem Geiste hier nicht unterstellt.