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Mobile Kirche

mobile kircheAls ob ihr Wunsch Gehör nicht fände
bei einem Gott, der nicht präsent,
klatschen sie erst mal in die Hände,
damit er weiß: Hier ein Petent!

So ist an fernen Shinto-Schreinen
seit alters es der Gläub’gen Brauch –
und doch, man sollte es nicht meinen,
gibt’s das im Abendlande auch.

Wie anders wäre es zu deuten,
wenn Biker in den Himmel wolln
und als Motorradfahrer-Meuten
laut orgelnd durch die Straßen rolln?

Das ist ein einziges Gedröhne,
das auf dem Kirchplatz kulminiert
und mit der Urgewalt der Töne
die taubsten Götter aktiviert.

Es ruft den Pfaffen auch zur Stelle,
der in der Götter Namen spricht
und hier auf ihres Hauses Schwelle
mit pfingstgestütztem Geist besticht.

Da abgestellt nun die Motoren
und ab der Schutzhelm zum Gebet,
die Predigt und dann des Pastoren:
„Gesegnet Mensch und Fahrgerät!“

Dann ruckeln sie auf ihren Sitzen,
die Sohle auf den Hebel stößt,
um jäh im Schwarm davonzuflitzen,
als wärn auf einmal sie erlöst.

Ein Zeichen wär’s der Nächstenliebe
an all den Nachbarn nahebei,
dass dies Gejage und Geschiebe
doch möglichst ohrenschonend sei.

Wer aber so was sich erhoffte,
der kennt die gute Kirche schlecht,
die mit der ganzen Welt sich zoffte,
ging’s um ihr Wohl, das stets „gerecht“.

„Der Rocker sucht den Gottesfrieden!“ –
das Highlight für den Werbezweck.
Und unser Pfaff, ein Fuchs hienieden,
der Meute fröhlich vorneweg!