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Klimawandel

KlimawandelZwei Tage Schnee und – Pustekuchen;
an Heiligabend alles weg!
Die Reste geh auf Grönland suchen –
hier dominiert mal wieder Dreck.

Statt Blitze sprühender Kristalle,
in die der Fuß sich knirschend frisst,
wirft Regentropfen, platschend pralle,
der Himmel in die Nacht des Christ.

Ach, all die Tannen, die wir riefen,
die Fichten aus dem Waldrevier,
da stehn sie auf dem Platz und triefen
wie’n eingeweichtes Zotteltier!

Und solln doch majestätisch ragen
so konisch kerzengrad empor,
um still und feierlich zu tragen
den fingerdicken Winterflor.

Da mögen in den Medien dudeln
noch so viel Harfen und Schalmei’n –
es ist, als äß zum Fest man Nudeln
statt Puten- oder Gänsebein.

Die rechte Stimmung will nicht steigen.
Der Weihnachtsmann ist schon geschlaucht,
weil seinem Schlitten es zu eigen,
dass Schnee als Makadam er braucht.

(Indessen könnt ich mir auch denken,
dass sich das ändert Land für Land.
Fuhr er nicht einst auch mit Geschenken
nach Bethlehem – und über Sand?)

Halt, noch ist alles nicht verloren,
da kommt mir grade ‘ne Idee:
Was man nicht hat vor seinen Toren,
das hat man auf dem Kanapee!

Für solche Fälle als Reserve
das Fernsehn schließlich man ersann:
Millionen Dinge in Konserve,
die man nicht frisch bekommen kann.

Ein Klick, und auf den zig Kanälen
entfaltet sich ‘ne Weihnachtswelt:
„Frohlockt“ aus tausend Kinderkehlen
vor Hängen, die mit Schnee bestellt.

Ja, für den weißen Festtagsfrieden
besitzen sie das Monopol,
die näher Gott als wir hienieden:
in Oberbayern und Tirol.

Doch ihre wunderbar gewisse
und schön erlebte Wirklichkeit –
in unsern Stuben bleibt’s Kulisse,
was warm da auf dem Bildschirm schneit.

Nun denn, soll es der Glühwein richten,
dass man den Unterschied nicht spür
und wir dies Zuckerwerk da sichten,
als wär es draußen vor der Tür!

Wenn feurig durch die Kehle rinnen
die würz’gen Schlucke eins, zwei, drei,
dann mag das Wetter noch so spinnen –
wir werden selig doch dabei.