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Hohe Messlatte

Hohe MesslatteNa schön. Ihr wollt von mir nichts wissen.
Was ich verzapfe, ist euch piepegal.
Ihr nährt euch nur von Leckerbissen,
nicht von den Lesefrüchten zweiter Wahl.

Gut, lasst mich euch darum empfehlen,
was eurem Gusto eher wohl entspricht –
Gesang aus größter Dichter Kehlen,
des Genres absoluter Oberschicht.

Der Älteste gilt als der Beste.
Von Helden sang er, Ruhm und Ehr’,
vom Tod vor Trojas hoher Feste,
von Leid und Liebe: Sängerfürst Homer.

Und diesem folgte auf dem Fuße
der Künder friedlich-fleiß‘ger Feldarbeit,
des Landmanns täglich Müh und Muße –
Hesiod, die Stimme der Gerechtigkeit.

Nicht wen’ger lobend zu vermerken:
Horaz, für seine Oden hochgeschätzt,
der selbstbewusst sich in den Werken
ein Denkmal „ewiger als Erz“ gesetzt.

Vergil auch bürgt für Lesewonnen,
des Epos sich um den Äneas rankt,
der, knapp nur Ilions Brand entronnen,
nach Rom ins rettende Asyl gelangt.

Dann lasst nach China euch entführen
zur Zeit der Tang genannten Dynastie,
um großen Versen nachzuspüren
des mut’gen Literaten Bo Juyi.

Und wer verzaubert mit Terzinen,
beschwört Visionen von gewalt‘ger Kraft?
Ein Dante, ewig der zu dienen,
die in der Blüte ihm dahingerafft.

Dem Schöpfer meisterhafter Dramen,
dem „Schwan von Avon“ Dank auch fürs Gedicht!
Welch Vielfalt in dem schlichten Rahmen,
den das Sonett um seine Zeilen flicht!

Wen heute ihnen beigesellen?
Den Hölderlin gewiss, den Baudelaire:
Die Verse, die zu Hymnen schwellen,
und die von Laster und Erlösung schwer!

Mit Poe will ich die Reihe schließen:
Er hauchte Finsternis dem Worte ein,
dass wohlig-kalte Schauer fließen
dem Gruselsuchenden durch Mark und Bein.

Wenn diesen ihr das Ohr geliehen
und Seligkeit hat euch erfasst –
dann sei als Kennern euch verziehen,
dann habt bei mir ihr nichts verpasst!

Herzlich willkommen

Herzlich willkommenGrüß Gott, ihr lieben Leseratten!
Schön, dass ihr mein Gedicht entdeckt,
das hiermit aus dem Musenschatten
sein Näschen in die Sonne reckt.

Ein Bier hat, wenn es nicht getrunken,
verfehlt, sagt Bismarck, den Beruf.
So könnt man auch von Versen unken,
die wer für den Papierkorb schuf.

Seid also herzlich mir willkommen,
damit mir diese blum’gen Zeiln,
für die viel Zapfzeit ich genommen,
besagten Saftes Los nicht teiln.

Ich will mir alle Mühe geben,
auf dass euch dieser Trip nicht reut
und ihr an Füßen, die sich heben
und die sich senken, euch erfreut.

Zwar kann ich nur mit Wasser kochen
und sing nicht göttlich wie Vergil,
doch dass ich reich’ an Ringeljochen,
das wär zumindest so mein Ziel.

(Wer wird da ‘ne Grimasse schneiden,
verziehn bedenklich das Gesicht?
Ich weiß, ihn mögen viele leiden –
was längst nicht für die vielen spricht.)

Die Kunst wächst nicht wie Runkelrüben
nach Bio-Bauplan im Gewann,
man muss sie vielmehr fleißig üben,
damit sie sich entwickeln kann.

Dabei ist auch Geduld vonnöten,
der Fortschritt kommt nicht über Nacht –
denn nicht nur lautes, langes Flöten
hat Jericho zu Fall gebracht.

Seid ihr noch da? Es ist so leise.
Ich fühle nicht, dass jemand liest.
Ach, wieder auf dem Abstellgleise,
und wiederum ein Tag vermiest!

Zu wenig Lyrik bei der Sache?
Vielmehr ein Poesie-Brevier?
Kein Grund, dass ich nicht weitermache.
Ich lern dazu. Vielleicht auch ihr?