Du denkst, wenn du im fremden Lande
mit weitem Herzen um dich schaust,
dass unberührt es von der Schande,
vor der es dich als Kind gegraust?
Doch kann man eine Linie ziehen,
die’n Schurkenstaat vom biedren trennt,
von irgend’ner Instanz verliehen,
die keine Vorurteile kennt?
Der Mensch: Ein widerliches Wesen
selbst in dem feurigen Begehrn,
bisweilen mit dem Eisenbesen
der peinlichsten Moral zu kehrn.
Hellwach sein Auge für die Sünden,
die allenthalben es entdeckt –
sofern im anderen sie gründen,
der eh schon seinen Hass erweckt!
Wie lebhaft weiß er zu beweinen
die Toten, die der Krieg verschlingt –
doch immer nur die lieben Seinen,
die tröstend er zu Helden singt!
Verluste auf der Gegenseite?
Die können groß genug nicht sein:
Das Leid, das andern ich bereite,
trägt mir zu Haus ja Ehre ein.
Ich eil nur, mit dem Schwert zu richten,
als wär es Gottes Rächerhand,
bevor die Feinde mich vernichten,
in ihr verfluchtes Mutterland!
Von seiner eignen winz’gen Warte
betrachtet jeder sich die Welt
und diesen Nabel in der Schwarte
ganz unbesehn für ihren hält.
Ums eigne Wohl und Wehe kreisen
ihm folglich die Gedanken nur,
dass ihm auf seinen Killer-Reisen
nie Mitleid in die Knochen fuhr.
Zudem ja amtlich auch befohlen
und sanktioniert die Schlächterei
durch die, die sich die Spolien holen,
obwohl sie selber nicht dabei.
In allen Zonen, allen Zeiten:
Der Mensch bleibt sich erschreckend treu.
Will nur die höchsten Rösser reiten
und spart nicht Hafer und nicht Heu,
Um über andre Herr zu werden,
der niemals mit der Peitsche geizt
und oft noch ohne Bauchbeschwerden
in ganzen Haufen sie verheizt.
Weltweit nur skrupellose Täter,
begierig auf den Schlachtrekord –
den unerreichbar unsre Väter
ermetzelt sich durch Völkermord!