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Im Wildpark

Im WildparkVertreter aller Waldestiere
vereint im Bestiarium,
und dass sich keins daraus verliere,
beschließt ein Zaun es ringsherum.

Wie auch die einzelnen Gehege
die Vorsicht säuberlich getrennt,
damit nicht Beutegier sich rege
bei freiem Streifen durchs Geländ.

Den Bären wäre nicht zu trauen
mit ihrer ungestümen Kraft,
den Luchsen minder nicht und Sauen
und nicht der Wölfe Bruderschaft.

Unüberwindlich sind die Schranken,
in die man die Instinkte wies,
dass sich die Biester nicht verzanken
und leben wie im Paradies.

Da tritt ein Steinbock an das Gitter
gemächlich vor die Raufe hin,
blickt düster wie ein Leichenbitter
und muffelt die Kastanien drin.

Und da auf der geneigten Fläche
ein Wildschwein, das sich sauwohl fühlt,
versinkt sein Lauf in dem Gebräche,
das er sich selber aufgewühlt.

Zwei Otter, die noch jung an Jahren,
sie rutschen auf dem Fels heran
wie Mimen, publikumserfahren,
und schaun die Gaffer grinsend an.

Da krümmt sich auch der Namensvetter,
die Otter sich zur Kreisgestalt,
dies herrliche Septemberwetter –
es lässt ja so’n Reptil nicht kalt.

Und auf des Tales tiefstem Grunde,
am Weiher, wo ihr Hüttchen steht,
hockt friedlich in gesell’ger Runde
die Graugans wie zum Nachtgebet.

Auch Käuze regungslos verharren
auf kahler Äste Hochgericht,
und ihre blinden Augen starren
gespenstisch aus dem Haargesicht.

Im Schatten an der Kote Seite
Wapitihirsche, groß und klein,
die Kuh hier, hier der stolz Geweihte,
und da die lieben Kälberlein.

Gewiss ‘ne Truppe von Exoten
in diesem deutschen Waldrevier,
doch immerhin des Nordens Boten
und so gesehn auch heimisch hier.

Da fallen eher aus dem Rahmen,
man findet sie hier reichlich auch,
die aus dem schwülen Asien kamen,
die Schweine mit dem Hängebauch.

Sie streunen rings auf allen Wegen,
tun grunzend ihr Behagen kund,
da sicher sie vor Schicksalsschlägen
trotz Migration als Hintergrund.

Auch Basken, Briten, Balten
baut Zäune groß und stark –
der Hass wird bald erkalten,
die Welt zum Freizeitpark!