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Umleitung

Schon lichten sich die Nebelschwaden
und Regen bleibt uns heut erspart.
Wie sollte sich da nicht entladen
die Lust auf eine Wanderfahrt?

Zunächst mal auf die Autopiste!
Die Route war uns zwar vertraut,
doch weiterrollend in der Kiste,
sahn jäh die Straße wir verbaut!

„Anlieger frei“. Das ließ uns hoffen,
es müsste wo ein Ausgang sein,
wir taten so, wie mitbetroffen,
und bogen in die Lehmspur ein!

Indessen schon nach kurzer Strecke
ein Gutteil dieser Hoffnung schmolz,
denn plötzlich schickte um die Ecke
die Trasse uns ins Unterholz.

Wir fanden uns im Walde wieder,
der herbstlich trist und desolat,
die Räder ächzten auf und nieder
auf einem krummen Wurzelpfad.

Dann aber teilte sich die Schneise,
drei Wege standen uns zur Wahl,
mit einem Wort, die Dschungelreise
war aus, finito erst einmal.

Jetzt hieß es, nicht den Mut verlieren.
Da kam die gute Fee auch schon,
die lief mit ihrem Hund spazieren
hier fern der Zivilisation.

Indem sie kurz den Kopf nur wandte,
sah das Dilemma sie uns an
und en passant die Botschaft sandte:
„Da geht es nur zu Fuß voran.“

Nun, mit Gerüttel und Gerumpel
zurück denn über Stock und Stein.
Mag uns der „Golf“, der alte Kumpel,
den Holzweg noch einmal verzeihn!

Aufs Navi jetzt die Augen flogen,
das ja bisher noch nicht im Spiel,
das führte uns in hohem Bogen
mit sichrem Pfeil an unser Ziel.

Die Laune war uns nicht verdorben,
so’n kleiner Umweg ist ‘n Klacks.
Jetzt schnell die Tickets noch erworben –
und in den Park zu Fuchs und Dachs!

Im Wildpark

Im WildparkVertreter aller Waldestiere
vereint im Bestiarium,
und dass sich keins daraus verliere,
beschließt ein Zaun es ringsherum.

Wie auch die einzelnen Gehege
die Vorsicht säuberlich getrennt,
damit nicht Beutegier sich rege
bei freiem Streifen durchs Geländ.

Den Bären wäre nicht zu trauen
mit ihrer ungestümen Kraft,
den Luchsen minder nicht und Sauen
und nicht der Wölfe Bruderschaft.

Unüberwindlich sind die Schranken,
in die man die Instinkte wies,
dass sich die Biester nicht verzanken
und leben wie im Paradies.

Da tritt ein Steinbock an das Gitter
gemächlich vor die Raufe hin,
blickt düster wie ein Leichenbitter
und muffelt die Kastanien drin.

Und da auf der geneigten Fläche
ein Wildschwein, das sich sauwohl fühlt,
versinkt sein Lauf in dem Gebräche,
das er sich selber aufgewühlt.

Zwei Otter, die noch jung an Jahren,
sie rutschen auf dem Fels heran
wie Mimen, publikumserfahren,
und schaun die Gaffer grinsend an.

Da krümmt sich auch der Namensvetter,
die Otter sich zur Kreisgestalt,
dies herrliche Septemberwetter –
es lässt ja so’n Reptil nicht kalt.

Und auf des Tales tiefstem Grunde,
am Weiher, wo ihr Hüttchen steht,
hockt friedlich in gesell’ger Runde
die Graugans wie zum Nachtgebet.

Auch Käuze regungslos verharren
auf kahler Äste Hochgericht,
und ihre blinden Augen starren
gespenstisch aus dem Haargesicht.

Im Schatten an der Kote Seite
Wapitihirsche, groß und klein,
die Kuh hier, hier der stolz Geweihte,
und da die lieben Kälberlein.

Gewiss ‘ne Truppe von Exoten
in diesem deutschen Waldrevier,
doch immerhin des Nordens Boten
und so gesehn auch heimisch hier.

Da fallen eher aus dem Rahmen,
man findet sie hier reichlich auch,
die aus dem schwülen Asien kamen,
die Schweine mit dem Hängebauch.

Sie streunen rings auf allen Wegen,
tun grunzend ihr Behagen kund,
da sicher sie vor Schicksalsschlägen
trotz Migration als Hintergrund.

Auch Basken, Briten, Balten
baut Zäune groß und stark –
der Hass wird bald erkalten,
die Welt zum Freizeitpark!