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Fegefreudig

Mein Pinsel ist ein Wunderwesen
von ungebärd’ger Schaffenslust
gleich jenem Zauberlehrlingsbesen,
den höhren Orts man bremsen musst.

Lässt sich nicht an die Leine legen
und wirbelt ungestüm dahin,
entfesselt übers Blatt zu fegen,
dass Zeilen er wie Fäden spinn.

Zum Glück sich nur die Strophen häufen
zu einer wahren Verseflut,
die doch nicht ausreicht, zu ersäufen
die Welt mit ihrem Hab und Gut.

Doch weiß man, wo das enden würde,
wenn nichts den Stift zum Halten zwingt,
wär da der Schlaf nicht noch als Hürde,
die auch kein Sänger überspringt?

Das Werkzeug schlüpft ihm aus den Fingern,
wenn der allmählich Einzug hält,
indes sein Kopf beginnt zu schlingern,
bevor er ganz zur Seite fällt.

Dem Pinsel bleiben Mußestunden
in einem kurzen Schaffensbruch;
hat seinen Meister auch gefunden –
ganz ohne jeden Zauberspruch.

Alles Ambiente

Alles AmbienteSchon sitz ich an der Fenstertüre,
ein Stückchen Himmel im Visier,
wo ich die Glut der Sterne schüre
und in Gedanken mich verlier.

Dabei stütz ich den Ellenbogen,
den rechten, auf den Küchentisch,
den Kuli schon gezückt, gezogen,
dass Verse aus dem Blatt er fisch.

Ein Lämpchen wirft sein Strahlenbündel
direkt vor meine Nase hin,
in dessen Helligkeit ich gründel
nach Ausdruck und nach Hintersinn.

Ein bisschen weiter nur im Zimmer
ist schwach es schon und abgezehrt,
als ob ihm jemand mit ‘nem Dimmer
den Zutritt da zum Flur verwehrt.

Das ist so recht die Atmosphäre
für einen zünft’gen Musenspuk:
Der Dämmer nimmt die Erdenschwere
und ruft das Hirn zum Höhenflug.

Der Auswurf lässt nicht auf sich warten –
folgt Viererpack auf Viererpack,
doch immer in verschiednen Sparten,
vom Urknall bis zum Hafersack.

Das kann so ewig weitergehen,
denn unerschöpflich ist die Welt.
Der Zauberbesen wird erst stehen,
wenn es dem Meister da gefällt!