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Rechtsstaat

RechtsstaatWenn der Arme dem Reichen schenkt, dann lacht
der Teufel.

Italienisches Sprichwort

Du glaubst, es geht mit rechten Dingen
und hübsch geregelt seinen Gang
von Flensburg bis nach Sindelfingen,
von Zwickau bis nach Hindelang?

Das heißt das Land, in dem wir leben
mit ‘nem perfekten Staatsorgan,
sei stets bemüht, sich abzuheben
von Birma und Tadschikistan?

Verbal gewiss. In tausend Worten,
die mit Emphase vorgebracht
an tausenden verschiednen Orten,
an denen Politik gemacht.

Doch Vorsicht, alles nur Fassade:
Hier hat die Lüge Konjunktur.
Für die ist keiner sich zu schade,
der scharf auf fette Pfründen nur.

Da gilt’s den Eindruck zu erwecken
in Reden, sorgsam ausgefeilt,
des Ganzen Wohl nur zu bezwecken,
wobei die Lasten man verteilt.

Ach, nee. Doch lässt geschickt man offen,
wie die Verteilung funktioniert.
Die Wahrheit nämlich macht betroffen:
Allein das Volk wird angeschmiert.

Die eh genug im Säckel haben
des Fiskus dieb’sche ELSTAR schont,
doch fressen den dieselben Raben,
der hungermäßig nur entlohnt!

Soll man es demokratisch heißen,
wenn einem, der den Staat beklaut,
statt ihm die Weste zu entweißen,
man goldne Steuerbrücken baut?

Soll man es demokratisch nennen,
wenn Brüdern man, profitverliebt,
die Geld in großem Stil verbrennen,
stets neues in den Hintern schiebt?

Soll es für demokratisch gelten,
wenn sich der Reichen Sore mehrt,
indes für Schulden, die geschwellten,
der Staat die leersten Taschen leert?

(‘ne „Reichensteuer“ hierzulande
bekäm ‘ne Chance im Kabinett
im Sinn nur, dass dem reichen Stande
der arme noch zu geben hätt!)

Und heißt es demokratisch handeln,
wenn schriftlich man die Not fixiert,
nur um die Fakten zu verschandeln,
indem man sie zurechtfrisiert?

Das ist mir ja ein schöner Laden,
in dem auf wundersame Art
(fürs Kapital, dem Volk zum Schaden)
das ganze Geld auf „Klassenfahrt“!

Was soll’s indes – nur Spiegelfechten.
Stumm lässt sie melken sich, die Kuh.
Mit Dingen geht es schon, mit rechten,
das heißt mit linken wen’ger zu!