Tagesbilanz

imagesSQTS972IPaar Zeilen noch vorm Schlafengehen,
dann ist auch dieser Tag vorbei
und wird in seiner Chronik stehen,
dass da nichts groß zu sagen sei.

Ich glaub, die Sonne hat geschienen,
nein, wart’, es regnete gewiss –
was man so sieht durch die Gardinen
aus dieser Küche Düsternis!

Und sicher klang mir in den Ohren
der Straße graue Moritat,
indes ich, im Parnass verloren,
die Versefüße mir vertrat.

Vielleicht ist es auch vorgekommen,
dass mich ein Anruf aufgeschreckt,
der, ich erinnre mich verschwommen,
aus Träumen mich nur halb erweckt.

Im Buch hab weiter ich gelesen,
ein Brauch, auf den ich täglich poch –
jetzt „Don Quijote“, Ritterwesen,
und nächstens – nun, das dauert noch!

Am Morgen ins Büro geschlichen,
am Abend wieder heimgeschlurft –
und Zeit aus einem Sein gestrichen,
das ihrer gar nicht mehr bedurft.

Doch halt! Was ist mit den Gedanken?
Mit dem Gedicht, das sie bezeugt?
Durchbrechen sie nicht alle Schranken,
tief übers Flügelpferd gebeugt?

O Les’rin, hilf mir aus der Klemme,
gib diesem Alltag ein Gesicht,
und sag, dass aus der Liederschwemme
grad dies dir aus der Seele spricht!

 

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