Traumwein

Traumwein„’nen Franzen mag kein Deutscher leiden,
doch seine Weine trinkt er gern“ –
ich würd den Wortlaut nicht beeiden,
doch ist von Goethe er im Kern.

Von so ‘nem Kopfe ‘ne Sottise?
Ich hoff, er hat’s nicht so gemeint,
sonst spräche ja ein Geistesriese
wie’n Blödmann vom ererbten Feind!

Nun ja, ich hock hier vor ‘nem Roten,
der auch nicht aus teuton’schem Land,
doch allerbestens zu benoten –
aus Neu-Kastilien hergesandt.

Da hat die Sonne drauf geschienen,
die einst dem Ritter auch gelacht,
der, seiner Dame ernst zu dienen,
zum fahr’nden Narren sich gemacht.

Noch heut sind seiner Heimat Hügel
von Mühlen hier und da bedeckt,
dern morsche, windzerzauste Flügel
des Edlen Lanze wohl geschmeckt.

Wiewohl ich hier im Dunkeln tappe:
Vielleicht trank er schon diesen Wein,
genauso wie sein treuer Knappe,
der maulend ritt ihm hinterdrein.

Fühl ich doch selber, wie zum Träumen
von ihm ich mich verführen lass.
Drum nicht mehr in La Mancha säumen –
auf, Rosinante, zum Parnass!

 

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