O einz’ge Leserin, verzeih –
ich weiß dir nichts von Nacht zu sagen;
Azur liegt lastend noch wie Blei
den Dächern auf dem spitzen Magen.
Das Auge schweift, doch nirgendwo
kann es des Mondes Schädel schauen,
nur Blau, das seiner selbst nicht froh,
schon anfängt, grämlich zu ergrauen.
Nur hier und da glimmt schon der Schein
gedämpfter Lichter durch die Fenster,
und Schatten gehn da aus und ein
wie huschend häusliche Gespenster.
Die Fahne flattert auf dem Dach
vorn nackten Ästen der Antennen,
sich eitel windend tausendfach,
ihr Schwarzrotgold stets zu bekennen!
Und was fürn weicher Schimmer hält
die Hausfassaden noch umschlungen –
so wie der Schnee bisweiln erhellt
des Winters kühle Dämmerungen!
Des Tages Puls geht stiller schon.
Geschäfte wolln der Muße weichen.
Die Straße kann nach Volk und Phon
nur schwache Werte noch erreichen.
Doch noch ist, Leserin, nicht Nacht,
die Zeit nicht dieser bangen Stunden,
da sich der Schatten Übermacht
zur tiefsten Finsternis verbunden.
Wie gern würd ich dir im Poem
der Sonnenferne Abgrund schildern,
des Pechkohlrabenschwarz Extrem,
statt schummernd nun den Strich zu mildern.
Das heißt indes im Themenbuch
‘ne neue Seite aufzuklappen:
Ich wag ihn gerne, den Versuch,
doch erst einmal muss Luft ich schnappen.