Unerschöpflich

UnerschöpflichNun ist es plötzlich Mai geworden
und glühender der Sonne Strahl.
Von Blättern, Blüten überborden
die Straßenbäume auf einmal.

Und die so lange nackt gestanden,
der Winterkälte ausgesetzt,
die heiß ersehnten Kleider fanden,
erst da sie überflüssig – jetzt.

Doch darin mag auch Weisheit liegen,
damit der Lenz sein Soll erfüllt –
auch Menschen eh’r auf Formen fliegen,
die ein Gewand geschickt verhüllt.

Ach, der Natur geheime Pläne,
wer hätte je sie eingesehn?
Erfreun wir uns der grünen Szene,
auch wenn nicht alles wir verstehn.

Und ist es nicht auch gut zu wissen,
dass ja der Anfang erst gemacht?
Nach den Magnolien, den Narzissen,
was kommt da noch an Blütenpracht!

In unterird’schen Magazinen
liegt so viel Nachschub schon bereit,
den ganzen Sommer zu bedienen
und selbst den Herbst ein Stückchen weit.

Wie gerne würd ich doch besingen
jedwedes Blümchen im Gedicht!
In tausend Jahrn möcht’s wohl gelingen –
ich fürchte nur, ich hab sie nicht.

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