Wechselwarm

WechselwarmGeschrieben hab ich und geschrieben,
dass ein Tag in den andern floss
und mir fast unbemerkt geblieben,
wie wild dahin, die Zeit, sie schoss.

Nun lagert ja schon der Oktober
sein Laub in rauen Mengen ein
und braucht dazu nicht mal ‘nen Schober –
die Straße nur, den Pflasterstein.

Wie glitschig pappen da die Blätter
auf lippenfeuchtem Untergrund –
sie Opfer auch der wend’schen Wetter,
die grün sie hauen oder bunt.

Ein grauer, greisenhafter Nebel
sich reglos unterm Himmel hält.
Die Götter haben schon den Hebel
fürn Winterfahrplan umgestellt.

Und immer früher sieht man lecken
die sachte Flut der Dunkelheit
da, wo des Tages Füße stecken
in seinem luft’gen Sonnenkleid.

Und wenn ich an die Kühle denke,
dann fang ich an zu frösteln gleich,
als ob ich Gletscherwasser tränke,
das Gegenteil von warm und weich.

Im Auf und Ab der Jahreszeiten,
wie Korken tanzen wir da mit.
Und doch ‘ne Gnade, so zu gleiten,
so unbewusst im gleichen Schritt!

Man sieht sich ja nicht älter werden,
nimmt draußen wahr den Wechsel nur
als wiederkehrende Gebärden
‘ner stets sich gleichenden Natur.

Und diese Stürme, dieser Regen?
Am warmen Herd bei Kerzenschein
träum ich dem Frühling mich entgegen
mit Chianti- und Burgunderwein.

Selbst nach dem Flämmchen, Pustekuchen!,
der stärkste Wind vergebens fischt.
Es hilft mir still, mich selbst zu suchen –
bis jäh es von allein erlischt.

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