Wieder Musendienst

Wieder MusendienstZu dieser vorgerückten Stunde
(den Ausdruck prägte wohl ein Tor,
denn, sei er auch in aller Munde,
die Zeit rückt immer ja nur vor)

Zur Stunde also, dieser späten,
füg ich korrekter nun hinzu,
knie vor der Muse ich, zu beten,
dass sie zu segnen mich geruh

Mit Versen allerfeinster Ware,
wie sie nur je ein Dichter spann,
dass er sie ihr auf dem Altare
als fromme Spende weihen kann.

O Götter ihr der alten Griechen,
wie rasch werft’s Echo ihr zurück:
Schon fängt’s an, brenzlig hier zu riechen –
ach so, die Kerze, na, zum Glück!

Mir scheint es immerhin ein Zeichen,
das pfiffig der Parnass gesandt,
ich möcht von meinem Ziel nicht weichen,
für das mein Herz so heiß entbrannt.

Schon ist es mir ja auch gelungen,
den Zeilen Wohnungen zu baun,
die, so in Strophen eingezwungen,
gewiss sehr künstlich anzuschaun.

Noch ein paar mehr von diesen Buden
im abgemessenen Geviert,
mit Möbeln aus dem Rechtschreibduden
ganz standardmäßig ausstaffiert

Dazu in jeder Zimmerecke
(auch dies im allgemeinen Trend)
zu höherem ästhet’schen Zwecke
ein Reim als festes Ornament

Und fertig ist zu meiner Freude
als Dithyramben-Architekt
das wundersame Luftgebäude,
das sich in Babels Bläue reckt!

Ich glaub, ich kann schon innehalten
und Richtfest feiern auf Papier.
Und jetzt noch mal die Hände falten:
O Helikon, gefällt es dir?

Kaum ist die Spannung zu ertragen.
Das Urteil – kontra oder pro?
Da Hermes, um Bescheid zu sagen,
persönlich, nicht per Mail und so!

Ja, ja, ja, ja! Wird angenommen
nach uralt heil’gem Götterbrauch,
den Unsterblichen nahzukommen –
in Feuer und in Rauch!

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