Tagesausklang

TagesausklangSchon wieder machen diese Fühler,
die schwarzen, vor der zwölf sich breit,
der kleine und der große Wühler
im unsichtbaren Fluss der Zeit.

Drehn übers Ziffernblatt die Runde
wie’n Esel, der im Göpel geht,
wie’n Sünder mit geöltem Munde
verbüßt sein Rosenkranzgebet.

Auch ihren Hufschlag kann man hören,
der von des Ganges Gleichmaß spricht:
ein dumpfes Ticken, zu beschwören
den Wurm, der durch die Bohlen bricht.

Auf ihrem gut markierten Wege
(wie Steine stehn die Zahln Spalier)
geraten just sie ins Gehege
dem letzten Möchtegern-Menhir*.

(*Ein Fußnotvers: Das ist ein Brocken,
der mächtig in die Höhe ragt,
indes bei Galliern, unerschrocken,
als Spielzeug manchmal nachgefragt.)

Jetzt aber einmal Klartext reden:
Bis Mitternacht fehlt nicht mehr viel.
Der Tag schließt seine Fensterläden –
und morgen dann das gleiche Spiel.

Bei Licht besehn wärn Schwermutsschübe
in dieser Lage nur normal.
Doch da es (Kerze!) bei mir trübe,
verschont mich diese Seelenqual.

Der Bardolino wird mir schmecken
und was ich sonst noch so verdrück.
Mich soll hier nichts und niemand schrecken
in meinem Küchenwinkelglück.

Bin ich mit Göttern nicht im Bunde?
Den Musen, des Parnasses Stolz?
Die Zeiger drehen ihre Runde.
Ich sehe einfach weg, was soll’s.

 

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