Noch ‘n Leser

Noch 'n LeserMoin, moin. Ich freu mich zu begrüßen
Sie als ‘ne neue Leserin.
Zwar leider nicht mit einem Süßen,
so doch von Herzen immerhin.

Hat Ihnen jemand mich empfohlen?
Hat mich der Zufall ausgewählt?
Ach, letztlich bleibt es mir gestohlen –
Sie sind ja da, allein das zählt.

Und dass Sie auch in etwa wissen,
was Ihnen alles mit mir blüht,
sei meine Kunst hier kurz umrissen
als Blick gleichsam in mein Gemüt.

Seit Jahren hock ich in der Küche
so wie ein Hund am Grab des Herrn
und klopfe treulich meine Sprüche,
beäugt von Mond und Abendstern.

Und die mir aus der Feder fließen,
sie folgen keinem festen Plan.
Ich lass die Zügel einfach schießen,
der Fantasie geb freie Bahn.

Dabei spielt sicherlich ‘ne Rolle,
dass hier die Szene immer gleich
und ich wie’n Bauer auf der Scholle
stets um denselben Acker schleich.

Um mich herum der Schweinekoben,
der mich mit Speis und Trank versieht,
und vor der Tür der Himmel droben,
der luftig auf den Dächern kniet.

Das Universum der Gedanken
um diese beiden Dinge kreist,
mit aller Freiheit, allen Schranken
des Wurms, der in den Schwanz sich beißt.

Doch innerhalb der kleinen Spanne,
die sich in diesem Bild verrät,
verzapf ich Verse volle Kanne
in möglichst großer Varietät.

Und zwar mit eher kurzen Zeilen,
was mich vor Schwafelei bewahrt,
das heißt davor, mich aufzugeilen
an Adjektiven aller Art.

Dabei will ich vom Reim nicht lassen –
für mich der Lyrik Inbegriff,
so wie die Kanten, die ihn fassen,
des Diamanten letzter Schliff.

Und wenn ich’s auch nicht übertreibe,
geb oft ich meinen Unmut kund,
denn dieses Blatt, das ich beschreibe,
ich nehm’s weiß Gott nicht vor den Mund.

So weit ein paar von den Maximen,
die grad mir durch den Schädel schwirrn.
Sie mögen nur als Anhalt dienen,
ich will Sie schließlich nicht verwirrn.

Vor allem möcht ich auch vermeiden
ein Übermaß an Theorie.
Sie solln ja das Ergebnis leiden
und nicht das ganze Was und Wie.

Sie sehn, wie sehr mir dran gelegen,
dass ich Sie fester an mich bind.
Man muss ja seine Leser pflegen,
grad wenn es nur ein Dutzend sind.

Ich finde also Ihr Interesse?
Besuchen Sie mich im Büro!
Nein, besser bei der Hausadresse –
St. Georg. Steindamm sowieso.

 

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