Der Mond: Wie lange nicht besungen!
Auch heut sah ich ihn flüchtig nur;
hat schnell sich übers Dach geschwungen,
und schon verlor sich seine Spur.
Er mochte wohl Modell nicht sitzen
der Hand, die nur in Zeiln geübt
und, statt Pigmente zu verspritzen,
das Blatt mit bloßer Tinte trübt.
Nicht mal Ersatz hat er gelassen.
Kein Fünkchen glimmt am Firmament.
Gewölk nur, das auf tristen Trassen
in ungewisse Fernen rennt.
Nur von der Straße zuckt bisweilen
bengalisch es herauf zu mir
von Einsatzwagen, die da eilen
mit Blitz und Donner durchs Quartier.
Wenn Licht und Lärm so plötzlich schwellen,
fährt mir der Schreck durch Mark und Bein.
Doch bald schon glätten sich die Wellen,
und tiefer noch kehrt Stille ein.
Die Feder aber, die geschwiegen
in diesem lähmenden Moment,
ich lass mit Schwung sie wieder fliegen
über mein hölzern Pergament.
Doch schon ‘ne schnöde Strophe später
geht leider ihr die Puste aus,
und langsam nur noch, Zentimeter,
verschiebt die Spur sich ihres Blaus.
Hat sie womöglich mehr gelitten,
sensibel, wie sie nun mal ist,
unterm Radau der Sheriff-Schlitten,
den wohl kein Dezibel mehr misst?
Würd man wie einst aus Holz sie bauen
anstatt aus diesem Plastikschrott,
ich würd ein wenig darauf kauen,
und, hü!, mein Pegasus, und hott!
Sie ändern aber sich, die Zeiten,
und vornean die Technik mit.
Poeten, die auf Pferden reiten,
wie hielten sie mit jenen Schritt?