O Bäume, wieder nackt und bloß!
Die meisten Blätter sind gefallen,
verstreut von einem blinden Los,
dass sie verwaist im Winde wallen.
Wie zeitig tritt die Dämm’rung ein
und wirft ihr altersgraues Linnen
um jeden First und Pflasterstein
und lässt zu Schatten sie gerinnen!
Und auch wie frisch es wieder ist!
Grad an der Hose Eingangstüren
am Bein ein feines Frösteln frisst,
das bis zum Schenkel noch zu spüren.
Ein dichter Wolkenpelz umschlingt
das kleine Mondgesicht der Sonne,
die atemlos nach Fassung ringt
wie’n Goldfisch in der Regentonne.
Doch nicht genug der Hiobspost:
Heut gilt’s, die Uhren umzustellen,
dass Dämmer, Dunkelheit und Frost
noch rascher sich dem Tag gesellen.
Auf einmal gibt’s kein Halten mehr,
die letzten Dämme sind gebrochen –
der Sommer ohne Wiederkehr,
ein Steinwurf bis zu’n Winterwochen.
Wer jetzt noch auf der Vorratsschau
und fleißig für den Winter sammelt,
hält morgen schon den stolzen Bau
zum Schlaf verriegelt und verrammelt.
Längst sind die Vielgereisten weg,
der Sommersonne nachgeflogen
in einem ungeheuren Treck,
den hunderttausend Flügel zogen.
Was immer fröhlich, blühend, bunt –
sie trugen’s fort auf ihren Schwingen
und ließen nichts dem Dichtermund
als triste Elegien zu singen.
Such ich mir deshalb auch ‘ne Ruh
wie zwischen Eicheln die und Nüssen
und klapp so lang die Li(e)der zu,
bis Zephir mich und Aura küssen?
Trifft mich die Witt’rung gar so bös,
dass sie an Flucht mich denken ließe
und ich von einem Ort mich lös,
den ich nur sommertags genieße?
Gewiss nicht; bin ich doch von Stand
rein vogelmäßig sozusagen
und nähre mich von diesem Land
in warmen wie in kalten Tagen.
Ich werfe keine Blätter ab.
Lass mich zum Schlummer nicht verleiten.
Mein Pegasus, der bleibt auf Trab.
Hat nicht der Herbst auch schöne Seiten?