Der hat ja schwer was auf dem Kasten!
Der weiß ja mehr als Hans und Franz!
Wo andere im Dunkeln tasten,
hat er den Durchblick voll und ganz.
Tagtäglich ragt er vor der Klasse
dem rhodischen Kolosse gleich
im Glanze seiner Wissensmasse,
gewaltig und gebärdenreich.
Ein Heer von Schülern, das sich ducken
in Demut vor dem Riesen muss,
der ohne nur ein Wimpernzucken
wirft Fakten in den Redefluss.
„Die Römer, da und da geschlagen,
indessen siegten da und da,
und zwar nach so und so viel Tagen,
gezählt ab urbe condita.“
Auch in mehr friedlichen Belangen
kennt er sich selbstverständlich aus:
„Wenn sie mal grad das Schwert nicht schwangen,
die Sense dann des Ackerbaus.“
Wie lebhaft weiß er zu erzählen
vom Feld, gefurcht in einer Flucht,
und von dem Brauch, nicht zu verfehlen
das Opfer seiner Erstlingsfrucht!
Und wie die Bäume sich vermehren,
wenn sie in Liebeslust erblühn,
obwohl zwei Häuser oft verwehren,
dass sie sich ungehindert grün.
Und so mit allen Dingen weiter:
Kaum eine Wissenslücke klafft.
Er ist kein blinder Glaubensstreiter:
ein Mann der breiten Wissenschaft.
Mit so viel Schmalz im Hirn da oben,
was Wunder, dass ihn Stolz befällt
und er sich göttlich dünkt erhoben
über ‘ne schülerhafte Welt.
Ist ihm nicht klar, dass all sein Wissen
vorm Richterstuhl einst blöd und blass?
Schon hör sein Echo ich, beflissen:
„Als Oberlehrer weiß man das!“