Abendstille

AbendstilleEin seltner Vogel, meine Güte!
Was der da noch zu flöten hat!
Kommt eigentlich nicht in die Tüte
jetzt im November. Ich bin platt.

Nun fragt mich bloß nicht, was für einer!
Hab ja die Töne nur gehört,
ein Piepen, fein und immer feiner,
bis ‘ne Sirene es gestört.

Wie’n Habicht, der von Gier entfesselt
sich hungrig auf die Beute stürzt,
kommt da so’n Blaulicht angekesselt,
das ihm die Arie abgekürzt.

Dann hat’s die Stimme ihm verschlagen.
Die Nacht nun wieder mäuschenstill.
Kein Sänger und kein Krankenwagen,
der diesem an die Gurgel will.

Ein hoher Vollmond kreuzt den Himmel,
die Venus leuchtet ihm am Heck,
in diesem trüben Sterngewimmel
der einzig richtig helle Fleck.

Und vor den fröstelnden Fassaden,
an denen längst schon Dunst gedieh,
schwebt in der Finsternis ein Schwaden
wie eine ferne Galaxie.

So was von Ruhe und von Leere;
totales Schweigen, Totentanz.
Wenn wenigstens ein Piepmatz wäre –
ja, sei’s drum, selbst ‘ne Ambulanz!

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