Der Reiche: bestens angesehen
bei jedermann landauf, landab,
weil, was wir alle uns erflehen,
ihm niemals die Dukaten knapp
Und er von allen Lebenszielen
(sofern man flüchtig nur vergleicht)
nach Meinung wenigstens der vielen
das höchste zweifellos erreicht.
Wie das? Würd jeder nicht beschwören,
es käm nicht an auf Prunk und Pracht,
und möge dir die Welt gehören,
dass Geld allein nicht glücklich macht?
Und preist nicht auch die Christenlehre
die Armut als das höh’re Gut,
damit man den Erlöser ehre,
dem nichts zu eigen als sein Blut?
Wie wolln wir eine Welt erbauen,
die besser als die heut’ge ist,
solang wir durch ‘ne Brille schauen,
die nur den Eigennutz bemisst?
Da können noch so viel wir ringen,
am Ende siegt die Tiernatur,
dieselbe zu Verstand zu bringen
wär wie des Kreises Quadratur.
Lässt man der Gier die Zügel schießen,
hält ein System man nur in Schuss,
dass Wen’ge Überfluss genießen,
die Mehrheit aber darben muss.
Pervers nur ist, dass sich Parteien,
die diesen Zustand zementiern,
nach außen hin dem Volkswohl weihen,
indem sie mit ‘nem C sich ziern!
Womit sie sich doch nahtlos fügen
in eine Kirchentradition,
wie sie mit Heucheln und mit Lügen
schon immer sprach der Lehre Hohn.
Solln Hass wir drum im Herzen tragen?
Nein, Mitleid für den Reichen bloß.
Ist denn nicht er grad zu beklagen,
dass auch sein Hemd einst taschenlos?