Dunkle Worte

Dunkle WorteEs ist ein Kreuz, ich geb es zu,
nur abends Verse zu verbocken.
Vom Eise ist des Tages Kuh,
der Bürger sitzt entspannt in Socken

Und stiert seine Ikone an
so gläubig etwa wie ‘ne Flunder,
die wohl ein Krimi dann und wann
beglückt mit einem blut’gen Wunder.

Nichts ist mehr auf der Straße los.
Verpieselt ha’m sich die Passanten.
Das Auto kriegt’ ‘nen Gnadenstoß
und scheuert sich an Bordsteinkanten.

Ein Strahle-Himmel, Lichtermeer –
wer wollte damit heut noch punkten?
Aurora!, mir von Delphi her,
Aurora!, schon Orakel unkten.

Die Morgenröte, ach, indes,
sie bringt mich noch nicht in die Hufe.
Ihr kühler Kuss wär mir nur Stress
statt Ansporn zu dem Dichtberufe.

Die Glieder sind noch starr und steif,
auch das Gehirn kommt nicht auf Touren.
Erst wenn ich zu den Sternen greif,
dann ticken mir die Musenuhren.

Erwartet kein Erwachelied,
den Vögeln gleich zu jubilieren.
Die Früh ist nicht mein Jagdgebiet –
muss mit der Nacht mich arrangieren.

Schreibe einen Kommentar