Ein gewisser Fortschritt

Ein gewisser FortschrittDer Fortschritt ist nicht zu verkennen:
Man geht heut wen’ger drastisch um
mit Gegnern. Statt sie zu verbrennen,
haut man die Hucke ihnen krumm.

Statt Folter, Ketten und Verliesen
droht heute die Gefängnishaft.
Auch sind die ungesunden Brisen
auf Strafgaleeren abgeschafft.

Die Zunge auch, die Augen, Ohren
reißt man gewöhnlich nicht mehr aus.
Und auch der Mund bleibt ungeschoren
von heißem Blei als Henkersschmaus.

Dank einer Handvoll Wegebahner
verfeinerten die Sitten sich.
Man massakriert sich heut humaner –
mit Kugel oder Messerstich.

Natürlich liegt die Killerlaune
noch immer wo im Hirn verpackt –
nein, eher in ‘nem Stück Kaldaune
im tiefsten Darm- und Magentrakt.

Doch schämt man ihrer sich inzwischen
und schiebt vernünft’ge Gründe vor,
um jemandem eins auszuwischen,
an den man seinen Hass verlor.

Wir können also Hoffnung fassen.
Wir haben es schon weit gebracht.
Bald wird kein Mensch mehr Federn lassen –
es sei denn in der Kissenschlacht.

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