Ein Ausflug, und ich lernte kennen
‘ne Frau, die nicht mehr ganz so jung
doch auch nicht grade alt zu nennen
mit ihrm fidelen Geistesschwung.
Sie hatte etliche Int’ressen,
die sie schon bald mir anvertraut,
sie einzeln schildernd, währenddessen
ich aufmerksam gehörgeschaut.
Da war der Garten beispielsweise,
der eng sich an ihr Häuschen schmiegt
und wo Dionysos zum Preise
die Rebe sich im Winde wiegt.
Der rückt sie mit der Heckenschere
zur Lese mächtig auf den Leib,
damit zu ihrer Winzerehre
ein Fässchen nach dem Keltern bleib.
Und ähnlich schien ihr zu gefallen
‘ne andre Art von Handarbeit –
sich Stoffe holen frisch vom Ballen
und schneidern sie zum Straßenkleid.
Auch Leinwand lässt sie gern sich reichen,
doch nicht zum Schnippeln und Vernähn,
nein, sie mit Farben zu bestreichen,
dass Landschaftsbilder draus entstehn.
Dazu ergreift sie ihren Hocker
und schleift ihn raus in die Natur,
die ihr Modell sitzt leicht und locker
und noch verschafft ‘ne Frischluftkur.
Nicht schon genug der Steckenpferde?
Sie mischt auch in der Kirche mit
und macht, dass einmal Friede werde,
sie für die Ökumene fit.
Mir hat’s die Sprache fast verschlagen
vor diesem quirligen Gemüt –
ein Weib in seinen späten Tagen,
wie es vor Laune nur so sprüht!
Wer so für alles aufgeschlossen,
dem kann man ja Respekt nur zolln.
In den Verwundrung auch geflossen:
Von mir hat sie nichts wissen wolln!