Da klebt es bunt ihr an der Stirne,
das Angebind aus Glas und Licht,
ein Bild, erschaffen aus der Birne,
die glühend sich zum Muster flicht.
Und das Motiv, das wir erkennen
in dem Fassaden-Diadem,
ist äußerst weihnachtlich zu nennen –
die Stallgeburt in Bethlehem.
Ganz schön auf Draht, muss man schon sagen
fürn Kirchlein in so`m lütten Fleck:
Es weiß die Trommel laut zu schlagen
auch optisch für den heil`gen Zweck.
Grad heute gingen durch die Pforte
ihm wieder viele Schäfchen ein,
um dem gesalbten Priesterworte
auf hartem Holz Gehör zu leihn.
Doch wohlgemerkt nach dem Kalender,
wie er in diesen Breiten gilt,
dem als bewährtem Festtagsspender
viel Rot aus seinen Zeilen quillt.
Die Feier jetzo: Dass empfangen
Maria einst des Geistes Lust
und mit der Jungfrau eignem Bangen
ihr nicht zu wehren hat gewusst.
Und dass dem wundersamen Akte,
der doch platonisch wohl verlief,
ein Kind entsprang nach kurzem Takte,
das Kön`ge an sein Krippchen rief.
Der Jesus, der uns da geboren,
war wahrlich mehr als diese wert,
die gold- und myrrhegeilen Toren,
die schenkend Mammon noch verehrt.
Der Göttlichkeit, ihm unterschoben
von Schwindlern nur aus Geltungsdrang,
hört nie man ihn sich selber loben
sein ganzes kurzes Leben lang.
Prophet, so nannt er sich bescheiden,
beschwörend, seiner Zeit zum Trotz,
das Volk, Gewalt und Hass zu meiden
als Kinder eines Vatergotts.
Da glänzt er nun als Lichterkette
aus seinem grellen Neonpfühl
mit den Laternen um die Wette
im frostigen Metallgestühl.
So wird seit je sein guter Name
als Kirchenzugpferd gern verwandt –
die heute, Meist’rin der Reklame,
ihn poppig vor den Karren spannt.