Die Tretmühle

Die TretmühleMit allerlei Gepflogenheiten
der Mensch ja seinen Tag verbringt:
So morgens mit dem Gockel streiten,
der wütend aus dem Wecker klingt.

Und ist er seinem Schrei erlegen,
dass aus dem Kissen er sich wälzt,
wird er zum Frühstück sich bewegen –
noch steif natürlich, dass er stelzt.

Und so mit allem immer weiter,
was soll ich da noch groß erklärn?
Ich bin ja hier kein Kursusleiter,
um „Binsenweisheit“ ihn zu lehrn.

Ihr wisst ja selbst (ich will mal wagen,
hier von zwei Lesern auszugehn),
dass solche Bräuche Wurzeln schlagen,
bis sie im Ruf des Heil`gen stehn.

Jetzt kuckt ihr dämlich aus der Wäsche
und fragt euch, was das Ganze soll.
Zur nächsten Strophe drum ich presche
und geb euch dies zu Protokoll:

`nen Rhythmus habe ich gefunden,
der alles Übliche umfängt
und doch mich zu gewissen Stunden
ein bisschen in die Büsche lenkt.

Noch kryptisch? Also deutsch gesprochen:
Ich hab `nen Trip mir angewöhnt,
der mir als altem Rentnerknochen
den Tag mit frischer Seeluft krönt.

Am Hafen lüft ich meine Sohlen,
des Atem Fisch und Gammel speit,
am Strand, wo still sich zu erholen,
die Möwen hocken weit und breit.

Und hab mit Berg- und Meeresblicken
die Seele ich mir eingelullt,
lass langsam ich den Tag verticken
zu Haus an meinem Dichterpult.

Da zieh ich mächtig dann vom Leder
wie sonst nur einer in der Schlacht;
doch nicht die Sau-, die Gänsefeder,
die quicklebendig Jamben macht.

Jambon? Nein, Jamben, Leseratte,
die sollten dir geläufig sein –
nicht Schenkel für die Schinkenplatte,
doch Füße für das Versebein.

Egal, der Geist kann auch goutieren
auf seine eigne Gaumentour:
Sich nachts in Fantasien verlieren –
ich glaub, das toppt wohl Manna nur!