Gedanken dämmern

Gedanken dämmernMir scheint, der Sonntag will ermüden.
Schon dunkelt Blässe im Azur.
Wie leergefegt der ganze Süden,
den grade noch ein Stern befuhr.

Der Dächer Kanten da und Ecken
schon angehaucht vom Rosenschein
der Strahlen, die die Waffen strecken,
die glänzend sie dem Mittag leihn.

Schon übertüncht die Steinfassaden
ein Grau, wie Laken es befällt,
die unberührt in Eichenladen
die Jungfer sich als Hoffnung hält.

Beinah ist auch der Lärm erstorben
der Autos, Stimmen, Feuerwehr,
und weht schon rein und unverdorben
der Abend frisch als Wind daher.

Bald muss die Kerze ich entzünden,
sie wächst ja mit dem Dunkel mit.
So seh ich denn in Schatten münden,
was eben erst sich Licht erstritt.

Selbst dieser Weißherbst geht zur Neige
und welkt im Flaschenglas dahin.
Sic transit? Besser wohl, ich schweige –
dass einmal Philosoph ich bin.

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