Mein Hausmeer

Mein HausmeerDas Meer, die feuchte Heimat dort
der Fische und der andern Wesen,
die rudernd nur in einem fort
im dunklen Buch des Lebens lesen

So schweigsam liegt es und so stumm,
als könnt kein Wässerchen es trüben,
zum Horizont: Mysterium,
die Ewigkeit hier einzuüben.

Beschwingt zu flüchtigem Profil,
sich kräuseln einmal ihm die Wellen,
und so in ew’gem Wechselspiel
sich duckend, um emporzuschnellen.

Dann wieder stürzen übers Haupt
als Brecher ihm die höchsten Wogen,
dass es, bei Gott!, so brüllt und schnaubt,
als käm Poseidon durchgezogen.

Und wie die Farbe ihm changiert –
von Grün zu Blau und andren Tönen
und, so die Sonne assistiert,
mag Silber ihm die Schläfen schönen.

Sein Antlitz, himmelwärts gewandt,
sieht kreisen tags der Möwen Scharen,
die manchmal jäh, wie übermannt,
ihm gierig an die Gurgel fahren.

Doch niemals tief. Der Sonne gleich
mit ihren wohlig warmen Fängen,
die stöbern nur im Wellenreich,
wo man nicht zählt nach Fadenlängen.

Auch gehn da Schiffe unentwegt,
die kreuz und quer ihm Furchen wühlen,
was stirnerunzelnd es erträgt,
weil’s wie ein Kribbeln nur zu fühlen.

Am Tage Helios es bekrönt,
um abends sich ihm zuzuneigen
mit Wangen, die von Rouge verwöhnt,
wie um die Neigung auch zu zeigen.

Wenn Nacht indessen es befällt,
wird man vergeblich nach ihm äugen,
und nur des Leuchtturms Lichtschrei gellt,
sein dunkles Dasein zu bezeugen.

Was wissen wir von dieser Flut,
an deren wechselvollen Säumen,
und achtsam stets vor ihrer Wut,
wir von Gefahr und Ferne träumen?

Wenn ich, noch wach, im Kissen ruh
und auch die Straßen mit mir lauschen,
dann höre ich, wie immerzu
Millionen Stimmen darin rauschen.

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