Mal sonnenfrei

Mal sonnenfreiGrau sind sie heut dahingezogen,
von Gram verdüstert ihr Gesicht,
die Wolken, luft’ge Himmelswogen,
erheitert nicht vom Sonnenlicht.

Und hier und da war diese Trauer
noch finsterer als sonst im Zug,
und tränenreich entluden Schauer
sich jählings aus dem raschen Flug.

Das Ganze dann vom Wind getrieben,
tyrannisch, wie’s ihm so gefällt,
dass lieber man im Bett geblieben
wär (Kopula hier nachgestellt).

Ihr seht, ich hab’s nicht krummgenommen
und mich der Lage angepasst,
bin einfach mit dem Strom geschwommen
am Tisch: Ein Floß mit Flaschenmast!

Doch anders als die Trübsalbläser,
die dunstigen, von Tau genährt,
wurd froher ich im Takt der Gläser,
je froher, desto mehr geleert.

(Wenn, Leser, du kein Kostverächter,
dann kennst du selbst der Rebe List:
Man trinkt die Welt sich selten schlechter,
doch meistens besser als sie ist.)

Dass Euphorie indes nicht siege
und man im Rausch wer weiß was treibt,
wird müde man und macht ‘ne Fliege,
die lange in der Falle bleibt.

So etwa ist mein Tag verlaufen,
den mir der Himmel zugeteilt,
d.h. ein Wust von Wolkenhaufen,
der ziellos nach Südosten eilt.

Doch sagt mir nicht: „Verlorne Stunden!“
„Vertane Zeit!“, o sagt mir nicht!
Hab ich sie etwa schlecht gefunden?
Am Ende gar – noch ein Gedicht!

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