Wie öfter um die gleiche Stunde
hock träge ich am Küchentisch
und glotz bisweilen in die Runde
so geistvoll wie’n Aquarienfisch.
Was glaubt ihr, krieg ich da zu sehen?
Fassaden, Fenster, Neonglanz,
Laternen: Eiserne Alleen,
so trostlos ohne Blätterkranz.
Und wenn ich mehr ins Auge fasse,
ans Firmament die Nase stoß?
Nur eine grämlich graue Masse
von Wolken, mond- und sternenlos.
Doch unten übers Straßenpflaster
huscht dann und wann noch Nachtgetier –
großäugig: Limousinen, Laster,
Garagen suchend, Schlafrevier.
Gelegentlich, entleibt zum Schatten,
bewegt sich wer noch eilig fort
vor Mauern, die wie Kasematten
verschlucken selbst die Schritte dort.
Und manchmal ein entferntes Brummen
am Himmel, das sich bald verliert
und für Momente mit dem Summen
der Heizungstherme konkurriert.
Dies also, Les’rin, die Kulisse,
die dichtend mir Gewohnheit wurd.
Das Stück indessen ich vermisse:
Oder ist grade das – absurd?
O dieser Nächte leere Miene
ging mir schon immer auf den Nerv,
so dass ich längst den Musen diene
und lyrisch sie mit Rouge bewerf.
Muss man nicht alles selber machen?
Kommt nicht zum Berge der Prophet …
Ich höh die Wangen, dass sie lachen,
und schwärz sie für ihr Nachtgebet.
Ich überziehe sie mit Runzeln
und ziseliere Grübchen fein,
ich lass sie heut vor Freude schmunzeln
und anderntags auch traurig sein.
Ich mal sie mit dem Schmelz der Liebe
und mit der Wut entgleistem Zug,
mit dem Gebrüll versklavter Triebe
und mit der Sehnsucht Wolkenflug.
Ich male sie in allen Farben
des Obertübchens (ohne s!),
dass ihre Glut in Feuergarben,
ihr Schillern man in Iris mess.
Mehr will ich dazu nicht verkünden.
Nur dass am Rauputz vis-à-vis
ich pfleg mein Hirnholz zu entzünden
zur Flamme meiner Fantasie.