Gegen die Zeit

Gegen die ZeitWill ich die Nacht, den Tag verlängern,
wenn ich so rastlos schreib und reim,
unähnlich jenen andern Sängern,
die Morpheus gehen auf den Leim?

Will ich, der Stunden nicht gedenkend,
die lautlos hinterrücks entfliehn,
die Feder über Bütten schwenkend
bis in die Puppen Zeilen ziehn?

Sitz ich an meinem Küchenpulte
mit meinem Tintenrohr bewehrt,
dann weih ich mich dem Musenkulte
so zeitlos, wie man Götter ehrt.

Auf einmal geht der alte Wandrer,
der Mond, am Himmel still vorbei,
derselbe stets und stets ein andrer,
so wechselhaft sein Konterfei.

Kaum aber, dass ich ihn entdecke,
ihn, der vermeintlich unbewegt,
verschwindet er schon um die Ecke
wie ‘n Hase, der ‘nen Haken schlägt.

O ja, des Firmamentes Faden
auch sonst ich allzu leicht verlier,
so, wenn im Herbste die Plejaden
erst dort mir schimmern und dann hier!

Ihr seht, das große Weltgetriebe
ist mir Banane, wenn mit Brunst,
will sagen unbefleckter Liebe
ich übe meine Knittelkunst.

Dann mag ich fürn Schamanen gelten,
der sich von allem Ird’schen löst
und in fantastisch fernen Welten
auf Ahnherrn aller Dinge stößt.

Und hausend in borealen Breiten
im Jahr des Herrn 2000und,
fühl ich mich wie zu Zenons Zeiten,
zu Pans durchglühter Mittagsstund.

Doch schmied ich nicht die Waffen grade
entgegen meinem eignen Sinn?
Die Muse zeigt mir, die Mänade!
Es nahm die Zeit sie längst dahin.

Wie auch Gott Chronos überlisten?
Gehorcht selbst er der Moira nicht?
Ich hoff nur, dass er längrer Fristen
zumindest würdigt dies Gedicht!

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