Na, nun mal raus aus der Matratze,
aus deinem weichen Rentnerpfühl!
Die Uhr zeigt neun schon, und ich ratze
wie’n Kleriker im Chorgestühl.
So ist das mit ‘ner Pfründe eben:
Du bist von jeder Pflicht entblößt
und kriegst die Mittel doch zum Leben,
ob du nun wach bist oder döst.
Jetzt kannst du dir die Faulheit leisten,
da dich der Fiskus zwangsernährt –
nicht als ‘nen Arbeitsscheuen, dreisten,
nein, weil du dich im Dienst bewährt.
Nach ungezählten harten Jahren,
die an ‘nem Schreibtisch du verschwitzt,
gilt’s nun die Euros einzufahren,
die man im Sessel sich ersitzt.
Ist es ein Wunder, dass die Muße
nach Strich und Faden man genießt?
Steht man denn nicht auf gutem Fuße
mit einer Zeit, die zäher fließt?
Nicht in den prasselnden Kaskaden,
in denen sie ab Montag rann,
ins „Wochen-Bett“ sich zu entladen,
als ich noch übern Akten sann?
Und aus dem Wirbel der Gezeiten,
der jeden Arbeitstag berennt,
mich ein paar Stunden nur befreiten
am heiß ersehnten Wochenend?
Doch wenn ich’s ehrlich überdenke
und objektiv Vergleiche zieh:
Die Zeit spinnt immer ihre Ränke
und bricht sich selbst gern übers Knie.
Ob ich im Kissen sie verschlafe,
ob wachend im Büro ich weil –
als Vorgeschmack der Todesstrafe
schwingt stets sie ihr Sekundenbeil.
Und ohne jemals Luft zu holen
und dass sie je ermüdet wär,
stürmt vorwärts sie auf Gummisohlen,
beständig hinterm Leben her.
Wie dieser Furie begegnen?
Geschlossnen Lids sie ignoriern,
dass ihre Sprünge, die verwegnen,
in tiefen Träumen sich verliern?
Ach, lieber anders sich entscheiden:
Der Zeit nicht aus dem Wege gehen.
Denn täglich länger an ihr leiden
heißt länger auch ins Aug’ ihr sehn.