Ein neuer Tag, ein neuer Abend.
Es ist noch immer, wie es ist.
An einem Badischen mich labend
versuch ich mich als Wort-Artist.
Am Himmel hängt ein letzter Streifen
verwaschenen, maroden Blaus,
in das mit Flatterhänden greifen
die Flaggen auf dem Gästehaus.
Der Dächer regellose Kanten
erkennbar noch im fahlen Licht –
doch Schatten schon ihr Siegel brannten,
das erst der Morgen wieder bricht.
Das Dunkel wird mir noch bewusster
durch der Fassaden Fensterreihn.
Hier Schwarz. Hier Gelb. Ein Karomuster.
Doch spärlicher der Lampenschein.
Und über allem raunt ‘ne Stille
dir mitternächtlich schon ins Ohr,
dass du die Vor-dem-Schlafen-Pille,
das Zahnglas schon mal holst hervor.
Gelegentlich noch ‘ne Karosse,
die meint, sie müsst den Frieden störn.
Doch ihr Gebrumm ist für die Gosse,
hier oben fast nicht mehr zu hörn.
Nun ist (es dauert ja, das Dichten)
dahingeschmolzen dieser Streif
und hier und da ein Stern zu sichten
als erste Himmelsfrucht, die reif.
Nur schemenhaft sind noch zu ahnen
die Flaggen drüben auf dem Dach.
(Ich sprech bewusst hier nicht von Fahnen –
Puristen legen mich sonst flach.)
Apropos Dach: ‘ne schwarze Masse,
die weder First hat noch Kontur –
den Jungs, die ständig knapp bei Kasse,
Fanal für ihre Schränkertour.
Kaum setzt noch so ‘ne Motormähre
ihr Gummihuf auf den Asphalt.
Nur von der Kneipe in der Kehre
Palaver dumpf noch rüberschallt.
Ein neuer Tag, ein neuer Abend?
Als ob sich’s nie geändert hätt!
Die Szene. Und die Feder, schabend
die Spitze am Papierparkett.
Egal, wie wir die Tage nennen –
der Fluss der Zeit hat ein Gesicht.
Und dennoch ihm die Wasser rennen,
als wär er’s oder wär es nicht!
Ach, dies Dilemma auszubaden,
hat Heraklit uns eingebrockt!
Verzeiht indes, ich kapp den Faden:
Die Kumme leer, die Koje lockt.