Nachgedacht

NachgedachtAllein der Wein, der diese Stille
mit leichtem Gluckern unterbricht.
Ich sitz am Tisch, die Lesebrille
als Krücke vor dem Augenlicht.

Und freue mich auf klare Zeilen,
das heißt im Stile und im Sinn,
die stetig meinem Stift enteilen
als bleibender Kulturgewinn.

(Verzeiht, dies rutschte meiner Feder
wohl nur des Reimes wegen raus –
sie zieht ja sonst nicht so vom Leder,
bescheiden wie sie ist von Haus!)

Der Abend bildet die Kulisse
mal wieder für mein Küchenstück,
das Hintergründig-Ungewisse,
aus dem ich mir die Funken pflück

Dass sie den schlappen Geist erhellen,
der dunkel noch im Licht verharrt,
im düsteren der Kerkerzellen
des Tags, der uns mit Freiheit narrt.

Kurzum: Erlösung der Gedanken
aus Fesseln der Geschäftigkeit.
Und runter von den schmier’gen Planken
der Kogge, die nur kauffahrteit.

Allein der Wein, der diese Stille
mit leichtem Gluckern unterbricht.
Ich sitz am Tisch, die Lesebrille
als Krücke vor dem Augenlicht

Und lasse meinen Pinsel kreisen,
dass er mir male eine Welt,
die nicht von denen nur zu preisen,
für die sie Gold im Munde hält.

Ein Kind, das mit gereckten Händen
begeistert nach der Rassel greift,
warum muss es als Bänker enden,
statt dass es „bloß“ zum Menschen reift?

Die Unschuld, in der wir geboren,
man Stück für Stück uns wegerzieht,
bis wir sie schließlich ganz verloren
an Titel, Ehre und Profit.

Lässt sich ein größrer Irrsinn denken
für die paar Jahre hier auf Schicht?
Man soll den Großen Rasseln schenken,
dann spielen sie und schaden nicht!

Kein Wein nun mehr, der mir die Stille
mit leichtem Gluckern noch versüßt.
Sein Pegel sank; so sank mein Wille
zu wachen. Morpheus, sei gegrüßt!

 

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