Aussicht

AussichtWie ungern würd im nächsten Leben
ich flattern nur als Schmetterling,
nur trunken über Blüten schweben,
bis mich ein flotter Vogel fing.

Wie wenig würd es mir behagen,
kröch bäuchlings ich nur hin und her,
um fetten Mäusen nachzujagen,
bis ich des Habichts Beute wär.

Auch wünschte ich mir keine Flossen,
mit denen ich durchs Wasser hetz,
bedroht von größ’ren Artgenossen,
von Angel, Reuse oder Netz.

Kein bisschen könnte mich erwärmen
des Froschs versumpfte Lebenswelt:
ein Teich, umtanzt von Mückenschwärmen;
ein Storch, der ihn im Schnabel hält.

Und soll der Himmel mich bewahren,
mich dermaleinst als Huhn zu sehn –
gerupft bald, um im Topf zu garen,
wenn nicht am Spieße mich zu drehn.

Als Aussicht eines künft’gen Lebens
sei auch der Haushund mir versperrt:
Ein treuer Sklave, der vergebens
am Zügel seiner Knechtschaft zerrt.

Auch würd ich wenig darauf geben,
käm ich als Löwe auf die Welt,
womöglich hinter Gitterstäben
oder im luft’gen Zirkuszelt.

Als Grashalm selbst auf üpp’gen Auen
wär mir die Lebenslust vermiest
der Mäuler wegen, die da kauen,
was ihnen grün entgegensprießt.

Und schließlich hab mit Buchen, Eichen
genauso wenig ich im Sinn –
die dämmern ja, lebend’ge Leichen,
Jahrhunderte nur vor sich hin.

Nach einem Dasein ich mich sehne,
das friedlich und von Ängsten frei –
und dass nicht Hase noch Hyäne,
geschweig’ denn Mensch ich wieder sei!

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