Bank und Baum

Bank und BaumVor meiner Bank, da steht ein Baum,
der weicht nicht von der Stelle.
Er hütet hier den Straßenraum
grad vor des Mammons Schwelle.

Dass er dem Sommer Ehre mach,
hat er sich reich gekleidet.
Unter smaragdnem Blätterdach
das Spatzenvölkchen weidet.

Bisweilen zwinkert lustig er
im goldnen Licht der Sonne,
bisweilen seufzt er tränenschwer,
fällt Regen in die Tonne.

So wurzelt er hier Jahr für Jahr
und hält dem Ort die Treue –
ganz anders als Freund Adebar,
der ewig winterscheue.

Als hätten Feuer sie im Schuh,
sieht er die Menschen hasten,
und raunt er ihnen etwas zu,
geht’s nicht in ihren Kasten.

Allein aufs Geld, ihr A und O,
beschränkt sich ihr Bestreben.
Hast du kein Konto, kein Depot,
bist für sie Luft du eben.

Der Baum, er wiegt sich fort im Wind,
dem Klang der Welt zu lauschen.
Vielleicht vernimmt des Bankers Kind
einmal sein schönes Rauschen.