Der Autokrat

Der AutokratEr duldet keine Widerrede.
Was er verordnet, wird gemacht.
Zuwiderhandeln hieße Fehde –
und dann, mein Lieber, gute Nacht!

Humor ist ja nicht seine Sache,
fasst alles gleich persönlich auf.
Und seine erste Regung: Rache,
kommt ihm der „Lümmel“ vor den Lauf.

In allem will er recht behalten,
der andern Meinung ist ihm schnurz.
Drum gibt’s bei ihm kein Haarespalten –
wenn Diskussionen, dann nur kurz.

Liebt’s eh nicht, richtig zuzuhören
dem „überflüssigen Gesülz“,
doch sehr, den Redefluss zu stören
mit Katarakten jäh’n Gebrülls.

Da braucht er sich nicht anzustrengen,
ist von Natur er doch schon laut –
schlägt Stentor (wisst ihr noch?) um Längen,
dem er die Technik abgeschaut.

Das heißt ihm platzt auch leicht der Kragen
und mit demselben die Geduld:
Die Order solln rasch Früchte tragen,
wo nicht, sind „diese Stümper“ schuld.

Im Umgang, klar, mit seinen Leuten
bleibt Etikette ungenutzt –
wie anders sollte man es deuten,
dass er sie stets herunterputzt?

Ein Ekel also sondergleichen,
das völlig aus dem Rahmen fällt
für einen, der gewicht’ge Weichen
im Netz der Unternehmen stellt?

Gewiss nicht. Solche Firmenflegel,
geschniegelt und auf hohem Ross,
sind in Etagen ja die Regel,
in denen wirtschaftet der Boss.

Und jeder ‘n ausgebuffter Blender,
der auf die große Pose schwört,
‘n kapitaler Sechzehnender,
so wie er geht und wie er röhrt.

Dabei dynamisch, fit, gediegen;
stets auf dem Posten, niemals krank.
Mit einem Wort: nicht totzukriegen.
Nur biologisch. Gott sei Dank!

Schreibe einen Kommentar