Der große Rotor

Noch immer kann ich nicht begreifen,
was selbst der Kirchhahn nicht mehr kräht,
dass, lass ich meine Blicke schweifen,
die Erde scheinbar stillesteht.

Die Bäume sich im Winde wiegen,
die Wolken trägt es rasch vom Fleck –
die Kimm indes ist nicht zu kriegen
von ihrer alten Stelle weg.

Man kann sie noch so sehr fixieren,
dass man beim Ruckeln sie erwisch:
Kein Wimpernzucken, kein Vibrieren –
wie ein massiver Eichentisch.

Wo die Experten uns doch lehren,
dass dieser Globus stets in Fahrt
und, seine Tage zu vermehren,
an Tempo nicht gerade spart.

Die Crux dabei: Der Schöpfung Krone,
der Herrscher über Meer und Land,
ist winzig sogar mit Melone
und sieht so weit wie‘n Floh im Sand.

An welchem Punkt der Naseweise
den Boden auch der Erde tritt,
er dreht sich stets mit ihr im Kreise
und kriegt die Drehung gar nicht mit.

So ähnlich mag’s ‘ner Laus ergehen,
die unterm Pelz des Bären pappt
und, ständ sie auch auf ihren Zehen,
nicht sieht, wie er durchs Dickicht tappt.

(Sofern die unerforschte Seele
der Laus ich nicht korrekt erfass,
ich ihrer Gnade mich empfehle,
dass mein Fell sie in Ruhe lass.)

Und dennoch ist da wer gewesen,
der sich davon nicht täuschen ließ
und statt im Kaffeesatz zu lesen,
rein logisch auf die Lösung stieß.

Groß schien mir stets nur und verwegen
der ewig forschende Verstand,
wenn allem Augenschein entgegen
er eine neue Wahrheit fand!