Die Alltagssorgen

thF7MXCYG6Die Alltagssorgen abgehakt;
freu mich des Abends jetzt:
des Kummers, der mich stumm benagt
und solche Stille schätzt.

Schau wieder durchs Gardinentor,
das mich von draußen trennt,
zum Himmel, abgrundtief, empor,
dem ewigen Fragment.

Dabei dient mir als Sphärenklang
der Straße Nachtgebet
und, schlürfend alle Nase lang,
das Glas, das vor mir steht.

Als Sternlein flackert mir derweil
ein Kerzenstummel her –
sein gelblich glühnder Flammenpfeil,
sein Wachs, von Tränen schwer.

Die Heizung lullt mich brummend ein,
der Kühlschrank summt dazu –
man will für den Gesangverein
als Dritten mich partout.

So wappne ich mich kurzerhand
zum Sturm auf jene Statt,
wo droben fern im Musenland
Apoll das Sagen hat.

Da heißt es wieder Stich und Hieb
mit blutigem Florett,
dass ich am Ende von dem Schrieb
den Dichterlorbeer hätt.

Den … ach, so schnöden Musenlohn,
der nichts im Leben gilt:
Seit Tagen schweigt das Telefon.
Die Liebste schweigt wie wild.

Wie, dass in solcher Kümmernis
ich trotzdem heiter wär?
Im dritten Vers, nun ja, gewiss –
doch das ist lange her.

Mich schaudert vor der Leere jäh,
und Angst mein Herz befällt,
dass ruhmlos ich zu Grabe geh
statt als Pantoffelheld.

Kann denn dies Lächeln Lüge sein,
der Blick, der Bände spricht?
Dies süße Necken – bloßer Schein,
Verheißung, ach – Verzicht?

Wie widert mich dies Reimen an,
das mich vom Leben trennt!
Da dös ich hier im Knittel-Bann,
derweil die Hütte brennt!

Ermann dich, Kerl, und tue was!
Hock nicht so steif herum!
Geh schlafen: Heul dein Kissen nass!
Dein Hirn sinnier dir krumm!

Nimm, wenn es denn nicht anders geht,
den Pinsel mit ins Bett,
dass nächtens auf dem Lein entsteht
ein Traum von ’nem Sonett!

(Nur hier am Tisch, wo tausendfach
Gedichte ich gebar,
bleibt das Gefühl wohl fad und flach –
will heißen: wen’ger wahr.)

Dann, nach der schicksalhaften Nacht,
auf Leid gefasst, Verlust,
setzt du ihr zur Entscheidungsschlacht
die Knarre auf die Brust.

Bis, koste es auch, was es woll,
der Richtspruch dir gefällt:
ob ohne Ruhm du liebestoll,
ob mit: Pantoffelheld!

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