Lebendig immerhin

KosmosIhr fragt mich, wer am besten dichtet?
Der Abend, der da draußen schweigt!
Sein Sinn auf Höh’res nur gerichtet,
den Mond, der fällt und steigt!

Wie kann man dem das Wasser reichen,
der mit dem Kosmos selbst im Bund?
Ein Musenmeister ohnegleichen
schrieb sich die Finger wund!

Man muss auf wen’ger sich beschränken,
hat dieses Sandkorn nur zur Hand,
des, ha! als „Welt“ wir stets gedenken,
wo’s besser „Nichts“ genannt!

Warum sich dann mit Reimen placken,
warum in tausend Farben rührn,
Gestalten aus dem Marmor hacken,
con brio Töne schürn?

Warum? Weil solche klugen Fragen
das Hirn sich nur zu stellen weiß.
Dem Finger gilt nur eines: wagen –
auf seines Bauchs Geheiß!

Er wird zwar niemals Sphärenklänge
erzeugen wie die Sternenschar,
für immer dieser Erdenenge
verfalln mit Haut und Haar.

Doch dieser Drang schon ist zu preisen,
dass man Gefühl zur Kunst erhebt.
Unsterblich mag der Himmel kreisen –
hat er denn je gelebt?

Inzwischen weiter aufgestiegen,
nahm merklich ab des Mondes Rund.
Da sieh sie, deine Zeit verfliegen –
spricht so der Abendmund.

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